Evangelische und katholische Kirche in Deutschland ziehen Konsequenzen aus der Corona-Pandemie. Die evangelischen und katholischen Gottesdienste in Norddeutschland werden für das kommende Wochenende abgesagt. Darauf haben sich nach Informationen des Evangelischen Pressedienst (epd) die evangelische Nordkirche und das katholische Erzbistum Hamburg am Freitag verständigt. Die Absage betrifft die Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Grund sind vorbeugende Maßnahmen im Blick auf das Coronavirus.
Einige evangelische Landeskirchen und katholische Bistümer raten ihren Gemeinden, Konfirmationen und Firmungen zu verschieben, darunter die größte evangelische Landeskirche Hannover, die rheinische und die westfälische Kirche sowie das Erzbistum München. Die bayerische Landeskirche verschiebt die Tagung ihrer Synode.
Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, die Evangelische Kirche im Rheinland und die Evangelische Kirche von Westfalen empfehlen ihren Gemeinden, die Konfirmationen zu verschieben. Die Landeskirche Hannover rät dazu, die Konfirmationen in den Sommer oder die Zeit nach den Sommerferien zu verlegen, heißt es in einer Erklärung, die das Landeskirchenamt am Donnerstag auf seiner Internetseite veröffentlichte.
Als Alternative könnte die kirchliche Feier nur mit den engsten Familienangehörigen abgehalten werden. Auch in diesem Fall empfehle sich eine namentliche Erfassung derer, die am Gottesdienst teilnehmen. Konkrete Entscheidungen vor Ort träfen aber das Pfarramt und der Kirchenvorstand, erklärte die Landeskirche. Die Gottesdienste zur Konfirmation führten zu einem "signifikant erhöhten Infektionsrisiko", weil die Kirchen bei Konfirmationen in der Regel voll sind.
Konfirmationen finden meist in der Zeit zwischen Ostern und Ende Mai statt. Auch die braunschweigische Landeskirche sowie die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz in Leer raten zu einer Verschiebung der Konfirmationsfeiern.
Die rheinische Landeskirche empfiehlt nicht nur die Verschiebung von Konfirmations-Gottesdiensten, sondern auch die Absage von geplanten Konfirmandenfreizeiten im Voraus. Auch auf die Feier des Abendmahls soll in Gemeinden der zweitgrößten deutschen Landeskirche verzichtet werden. Das Abendmahl sei die schwierigste Herausforderung beim Infektionsschutz, heißt es in einer am Donnerstag in Düsseldorf veröffentlichten Handlungsempfehlung.
Das Erzbistum München und Freising mit Kardinal Reinhard Marx an der Spitze habe seine Gemeinden angewiesen, Firmungen, die vor Ostern stattfinden sollten, zu verschieben, heißt es in einer Erklärung, die das Erzbistum auf seiner Internetseite veröffentlichte. Für Gottesdienste allgemein werde empfohlen, dass die Zahl der Teilnehmenden, die sich in einem Kirchen- oder sonstigen Gebetsraum aufhalten, etwa 100 nicht übersteige, vorbeugende Hygienemaßnahmen von allen Anwesenden strikt eingehalten werden und ein ausreichender Abstand zwischen den Mitfeiernden gewahrt bleibt.
Das Erzbistum betonte aber auch, dass die Kirche ihren Kernauftrag, die Sorge für Kranke und Sterbende, weiterhin wahrnehme. Die Eucharistie, also das katholische Abendmahl, die Krankensalbung und das Bußsakrament würden weiterhin stattfinden, auch Beerdigungen, Taufen und Trauungen sollen im Regelfall stattfinden - unter besonderen hygienischen Maßnahmen.
In der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) sollen Gemeinden Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Personen, die viel Kontakt zu anderen Menschen haben, sollten erwägen, das Händeschütteln zu unterlassen, um Altere und Geschwächte vor Ansteckung zu schützen, erklärte die EKBO auf ihrer Internetseite. Die Ausgabe des Abendmahls und das Beieinandersein vieler Menschen auf engem Raum stehe im Ermessen der Gemeinden, sei jedoch zurzeit nicht ratsam.
Die bayerische evangelische Landeskirche verschiebt die Frühjahrstagung ihrer Synode. Mit der Entscheidung beteilige man sich an den allgemeinen Präventionsbemühungen gegen die weitere Verbreitung des Coronavirus, sagte der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm laut Mitteilung am Donnerstag. Die Sitzung des Kirchenparlaments sollte eigentlich vom 22. bis 26. März in Bayreuth stattfinden. Einen neuen Termin nannte die Landeskirche nicht.