Berlin (epd). Die Situation für Asylsuchende in den überfüllten EU-Lagern auf den griechischen Inseln verschärft sich nach Angaben von Flüchtlingshelfern weiter. Nach Angriffen auf humanitäre Helfer auf Lesbos müssten die medizinischen Aktivitäten täglich an die aktuelle Lage angepasst werden, erklärte die Nothilfeorganisation "Ärzte ohne Grenzen" am Dienstag in Berlin.
Am Dienstagmorgen seien sowohl die Kinderklinik beim Lager Moria als auch die psychosoziale Klinik für Überlebende schwerer Gewalt in Mytilini zunächst geschlossen geblieben. "Ärzte ohne Grenzen" bleibe aber entschlossen, Flüchtlingen auf Lesbos weiter medizinische und psychologische Hilfe zu leisten.
Die Organisation forderte als ersten Schritt von der Bundesregierung, chronisch kranke Kinder und ihre Familien in Deutschland und anderen EU-Staaten aufzunehmen. "Wir erwarten von der Bundesregierung, nicht länger nur zuzusehen und endlich für eine Lösung einzutreten, die zuallererst Menschenleben respektiert und schützt", sagte Marie von Manteuffel, die Flucht- und Migrationsexpertin von "Ärzte ohne Grenzen" in Deutschland, die vor kurzem auf Lesbos und Samos war. Europa sei in der Lage, diese unerträgliche Situation zu beenden.
Stefano Argenziano, Koordinator für die Projekte von "Ärzte ohne Grenzen" in Griechenland warf den EU-Staaten vor, Menschen mit allen Mitteln davon abzuhalten, Schutz zu suchen, und sie weiteren Gefahren auszusetzen. In den vergangenen Tagen sei deshalb ein Kind zu Tode gekommen. Mit 40.000 Menschen, die auf den griechischen Inseln ausharren müssten, habe die Situation für Asylsuchende, Migranten und Einheimische einen kritischen Punkt erreicht.