Opernsänger Mark Adler tauscht die Bühne gegen die Kanzel. Der 51-Jährige werde evangelischer Pfarrer, teilte die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau mit. Vor kurzem habe Adler die praktische Ausbildung für den Pfarrdienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Georgenhausen-Zeilhard im Dekanat Vorderer Odenwald begonnen.
Aufgewachsen in Berlin studierte Mark Adler nach dem Abitur Gesang und arbeitete jahrzehntelang als lyrischer Tenor an verschiedenen Bühnen. Mit dem festen Engagement am Darmstädter Staatstheater zog er 2005 mit Frau und Kindern nach Südhessen. Seit fünf Jahren lebt die Familie in Darmstadt.
Spaß am Predigen und Unterrichten
Mit Ende 40 entschied sich Adler, seinem Leben "eine neue Wendung und mehr Sinn zu geben" und in Heidelberg den berufsbegleitenden Masterstudiengang Theologie zu studieren. Er wollte das umsetzen, was er sich nach dem Abitur nicht zugetraut hatte.
Mit Beginn seines Vikariats hat sich Mark Adlers Lebens- und Arbeitsrhythmus komplett verändert. Hatte er früher einen festen Termin, an dem er eine Partitur einstudiert haben musste, so plant er nun frühzeitig, um die Predigt oder den Unterricht in der Grundschule vorzubereiten. "Es ist eine ganz andere Art zu arbeiten", sagt Adler. Auf der Bühne war er Interpret. Eine Predigt findet er viel komplexer – er müsse sich in die Menschen hineinversetzen, Interpretationsmöglichkeiten recherchieren, sich Gedanken über die Wirkung seiner Worte machen, Bezüge zum Heute herstellen. "Ein Pfarrer ist mehr wie ein Regisseur oder Komponist." Hilfreich seien da auch die Diskussionen mit Lehrpfarrerin Claudia Kühnle.
Vom Theater weiß Mark Adler, dass ein Kostüm den Menschen verändert und eine bestimmte Wirkung hat. Ähnlich ging es ihm auch mit dem Talar. Er habe sich staunend im Spiegel angesehen. "Für mich ist es eine Hilfe, ein schönes Gefühl", sagt Mark Adler. Für seine Frau sei es zunächst komisch gewesen, ihn im Talar zu sehen.
Inzwischen hat er schon mehrerer Gottesdienste gestaltet. Außerdem hat er das Predigerseminar in Herborn besucht und Religionsunterricht erteilt. "Ich bin super gerne in der Grundschule und es macht mir Riesenspaß", sagt der 51-Jährige. Die Kinder seien aufgeschlossen und äußerten sofort ihre eigenen Gedanken – zum Beispiel zu einem Bibelvers. "Es ist eine wunderbare Aufgabe – und sehr wichtig", sagt Mark Adler. "Wir zeigen damit: Es ist uns als Kirche wichtig, dass wir Kinder begleiten."