Berlin (epd). Nach einem halben Jahr Zwangspause ist das Seenotrettungsschiff "Sea-Watch 3" wieder im Einsatz. Es verließ am Montag den Hafen von Licata in Sizilien und nahm Kurs auf die Such- und Rettungszone nördlich von Libyen, wie die Organisation Sea-Watch in Berlin mitteilte. Es ist die erste Rettungsmission unter deutscher Flagge.
Die "Sea-Watch 3" war Ende Juni von den italienischen Behörden festgesetzt worden, nachdem Kapitänin Carola Rackete mit Dutzenden Flüchtlingen an Bord nach langem Warten den Hafen der Insel Lampedusa trotz eines Verbots angesteuert hatte. Die Seenotretter gewannen dann im Dezember die Berufung vor einem italienischen Zivilgericht gegen die Beschlagnahmung. Sea-Watch sah sich allerdings zu einem Flaggenwechsel gezwungen, weil der bisherige Flaggenstaat Niederlande Regularien auferlegte, die nach Ansicht der Organisation politisch motiviert waren und weitere Rettungsmissionen unmöglich gemacht hätten.
"Hunderte Menschen sind ertrunken, während die 'Sea-Watch 3' unrechtmäßig festgehalten wurde", erklärte Einsatzleiter Johannes Bayer am Montag: "Endlich sind wir wieder auf dem Weg ins Einsatzgebiet. Wir werden niemals aufhören Menschen aus Seenot zu retten, egal wie viele Steine uns in den Weg geworfen werden." Ein Ende der humanitären Katastrophe im Mittelmeer sei auch zum neuen Jahr nicht in Sicht.