Düsseldorf (epd). Fünf Jahre nach dem Überfall der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) auf die Sindschar-Region im Nordirak befinden sich noch immer Jesidinnen in der Gewalt von Dschihadisten. Der Vorsitzende des Zentralrats der Jesiden in Deutschland, Irfan Ortac, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass nach wie vor 2.600 Frauen und Kinder vermisst würden. "Manche von ihnen sind mit Sicherheit getötet worden, aber wir wissen, dass viele noch leben." Sie befänden sich in der Türkei, in Syrien und im Irak. "Wir wissen sogar von Frauen, die in Länder wie Saudi-Arabien, Katar oder Pakistan, sogar nach Libyen und in den Jemen verschleppt worden sind."
Im Sindschar-Gebirge sei die Lage auch zwei Jahre nach der Vertreibung des IS noch dramatisch. "Es gibt weder fließend Wasser noch Strom, Häuser im südlichen Gebiet sind sogar noch vermint." Zudem seien verschiedene Milizen in der Region aktiv. Ortac rief die Bundesregierung auf, sich für eine internationale Geberkonferenz einzusetzen, mit dem erklärten Ziel, die christlichen und jesidischen Orte in der nördlichen Nineve-Provinz aufzubauen. Die Jesiden in den Flüchtlingscamps wollten trotz allem zurück, weil sie lieber in ihrer Heimat leben wollten als in den Lagern.
Mit Blick auf derzeit nach Deutschland zurückkehrende Dschihadistinnen drückte Ortac die Hoffnung aus, dass diese Frauen "nicht straffrei davonkommen". Er betonte: "Oft werden Dschihadistinnen medial so dargestellt, als wären sie Opfer. Dabei sagen mir viele Jesidinnen: Die schlimmsten waren immer die Europäer und vor allem die Europäerinnen."