Genf (epd). Bei dem ersten Globalen Flüchtlingsforum haben die UN mehrere Milliarden US-Dollar an Zusagen für Hilfsprojekte erhalten. Zudem hätten teilnehmende Staaten, internationale Organisationen und Firmen die Schaffung von 15.000 Jobs für Flüchtlinge, den Schulbesuch vertriebener Kinder und Umsiedlungsprogramme in Aussicht gestellt, erklärte der UN-Hochkommissar, Filippo Grandi, am Mittwoch in Genf. Grandi äußerte sich zufrieden über die Ergebnisse des Forums.
Insgesamt seien 770 Zusagen für die Verbesserung der Lage der Flüchtlinge und der Aufnahmeländer eingegangen. Allein die Weltbank habe 4,7 Milliarden US-Dollar für die Stabilisierung armer Staaten und Projekte für Flüchtlinge zugesagt, betonte Grandi. Die Gelder sollen unter anderem in die wirtschaftliche Entwicklung fließen. Einzelne Staaten und Institutionen wollten rund zwei Milliarden US-Dollar für die internationale Flüchtlingshilfe bereitstellen. Die Inter-Amerikanische Entwicklungsbank habe angekündigt, eine Milliarde US-Dollar zu investieren.
Unternehmen schließlich hätten ihre Bereitschaft geäußert, 250 Millionen US-Dollar einzusetzen. Rund 3.000 Delegierte der Vereinten Nationen, aus Politik, Wirtschaft und der Zivilgesellschaft hatten seit Montag über bessere Hilfen für die Betroffenen der globalen Flüchtlingskrise beraten.
Die Staaten sollten "mutige und konkrete" Zusagen machen, verlangte UN-Generalsekretär António Guterres. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hatte mehr internationale Solidarität mit armen Aufnahmeländern gefordert. Finanzschwache Staaten beherbergten die meisten Flüchtlinge und müssten die schwerste Last tragen. Die Lasten müssten fair geteilt werden.
Neun der zehn größten Aufnahmeländer für Flüchtlinge sind laut Maas Länder mit niedriger und mittlerer Wirtschaftsleistung wie Uganda oder Pakistan. Das einzige Industrieland in dieser Gruppe sei Deutschland. Gerade einmal ein Fünftel der 193 UN-Staaten beteilige sich in nennenswerter Weise an der Versorgung der Millionen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind.
Nach UN-Angaben hat die Türkei mit 3,7 Millionen Menschen die meisten Flüchtlinge aufgenommen. Darauf folgten Pakistan mit 1,4 Millionen Menschen, Uganda mit 1,2 Millionen Kindern, Frauen und Männer sowie Deutschland und der Sudan, die jeweils 1,1 Millionen Flüchtlinge beherbergten.
Entwicklungsländer forderten auf dem Forum auch Unterstützung für die instabilen Heimatregionen von Flüchtlingen. Herkunftsländern wie Somalia müsse beim Aufbau der Infrastruktur und der Wirtschaft sowie bei der Befriedung von Konflikten gezielt geholfen werden, erklärte ein Regierungsvertreter Kenias.
Kenia beherberge knapp 500.000 Flüchtlinge, viele davon aus dem benachbarten Somalia, fügte der Regierungsvertreter aus Nairobi hinzu. Die somalischen Flüchtlinge könnten nur in eine sichere und stabile Heimat zurückkehren.
Weltweit sind nach UN-Angaben rund 71 Millionen Menschen auf der Flucht vor Gewalt, Krieg und zunehmend auch dem Klimawandel. Es sei der höchste Stand seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Angesichts der globalen Flüchtlingskrise hatten mehr als 170 UN-Staaten vor einem Jahr den Globalen Flüchtlingspakt beschlossen. Wesentlicher Bestandteil ist das Flüchtlingsforum, das regelmäßig zusammentritt.