Dass die Geburtenstation in Crivitz zum Jahresende geschlossen werden soll, schlug in der 5000-Einwohner-Stadt im Landkreis Ludwigslust-Parchim ein wie eine Bombe. "Das kam völlig unerwartet", sagt Friederike Baur-Meyer, die Pastorin der evangelischen Kirchengemeinde. Die Station mit ihren jährlichen zwischen 300 und 400 Geburten genieße seit Jahrzehnten einen guten Ruf. Selbst aus der Landeshauptstadt Schwerin kommen Frauen zur Entbindung. "Sie schätzen die besondere Atmosphäre, die größere Ruhe im Vergleich zu anderen Kliniken", sagt Baur-Meyer.
Künftig soll es in Crivitz keine Geburten mehr geben. Und auch im nahen Parchim wurde die Kinderklinik geschlossen. Die Geburtsstation dort und eine Tagesklinik mit vier Betten soll die Basisversorgung in der Region übernehmen. Darauf hat sich der Gesundheitsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Harry Glawe (CDU) mit den Klinikbetreibern Mediclin und Asklepios verständigt.
Ministerpräsidentin will nachbessern
Doch die Menschen in Crivitz wollen das nicht widerspruchslos schlucken: Nachdem die Schließungsabsicht am 6. Dezember bekannt wurde, haben sie ihren Protest rasch organisiert. „Jeden Abend wird um 18.30 Uhr Mahnwache am Crivitzer Krankenhaus gehalten und das Lied ,Ihr Kinderlein, kommet‘ gesungen“, berichtet die Pastorin. Der Protest führe die unterschiedlichsten Menschen und Gruppen in der Stadt zusammen. Auch die Bürgermeisterin ist dabei. "Da ist ganz Crivitz beteiligt", sagt Baur-Meyer. „Der Wunsch ist mindestens ein Jahr Aufschub, um gemeinsam an einen Tisch zu kommen und an einer guten nachhaltigen Lösung zu arbeiten.“
Rund 100 Protestierende stellten sich auch vor die Schweriner Staatskanzlei. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) äußerte Verständnis und forderte Nachbesserungen. Gesundheitsminister Glawe wird nun noch einmal mit den Klinikkonzernen verhandeln.
Ein erster Erfolg für die protestierenden Bürgerinnen und Bürger, die in ihrem Engagement nicht nachlassen: An den Crivitzer Häusern hängen Girlanden von Babyklamotten zum Zeichen der Verbundenheit mit der Geburtenstation. Am 12. Dezember um 16 Uhr ist eine Großdemonstration in der Kleinstadt geplant, parallel werden seit Tagen Unterschriften für den Erhalt der Geburtenstation gesammelt. Über eine grundsätzliche Onlinepetition werde nachgedacht. "Wir streiten dafür, dass die Voraussetzung für natürliche Geburten auch weiterhin im ländlichen Raum gegeben ist, ohne durch weite Fahrtstrecken eventuelle Komplikationen in Kauf nehmen zu müssen“, sagt Pastorin Baur-Meyer.