Der neue Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der evangelischen Nordkirche, Tilman Jeremias, ist im Greifswalder Dom in sein Amt eingeführt worden. Er werde Bischof in einer Zeit, in der Kirchen und Theologie in West- und Mitteleuropa in einer elementaren inneren Krise des Glaubens stecken, sagte der 53-Jährige in seiner Predigt. "Wir haben einige Schlagworte gefunden, um sie uns vom Leib zu halten: Säkularisierung, demografischer Wandel, Individualisierung, Institutionenmüdigkeit."
Jeremias sagte weiter: "Wir haben massiv an Vertrauen verloren, vor allem durch den Missbrauchsskandal." Eine Kirche, die minderjährige Opfer nicht vor sexuellen Übergriffen schütze und auch noch die Täter decke, habe aufgehört, Kirche zu sein. "Sichtlich können wir auch deswegen nicht mehr mit dem Kern unserer kirchlichen Existenz überzeugen, mit der Verkündigung von Gottes unendlicher Liebe zu uns Menschen in Jesus Christus."
Offenheit statt Autorität
Nach den Worten von Jeremias sollte die Kirche offen sein, da sie heute nicht mehr selbstverständliche Autorität sei: "Wir sind nicht länger die Kirche, die allen Gott und Welt erklärt, sondern eine Kirche, die sich öffnet, um gemeinsam auf der Suche zu sein."
Bischof Jeremias ist seit dem 20. September im Amt. Er ist einziger Nachfolger der früheren Bischöfe Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) und Andreas von Maltzahn (Schwerin). Die Reduzierung der Bischofssitze war schon bei Gründung der Nordkirche 2012 festgelegt worden. Jeremias' Amtssitz ist Greifswald, seine Predigtstätte der Greifswalder Dom.
Wurzeln in Süddeutschland
Der Sprengel des Bischofs umfasst das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und einige Gemeinden im nördlichen Brandenburg. In den beiden Kirchenkreisen leben rund 243.000 evangelische Christen in knapp 400 Gemeinden. Die Nordkirche hat rund zwei Millionen Gemeindeglieder und umfasst die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg.
Jeremias wurde in Mainz geboren und wuchs in Gröbenzell bei München auf. Er studierte Theologie in München, Tübingen, Jerusalem und Leipzig. 1995 übernahm er die Pfarrstelle in Schwaan bei Rostock. 2001 bis 2002 gehörte er zu den Sprechern des "Worts zum Sonntag". 2003 wechselte Jeremias in die Innenstadtgemeinde Rostock. Seit 2016 war er Mecklenburger Pastor für Mission und Ökumene. Jeremias ist geschieden und hat drei Kinder.
