Eine kirchliche Veranstaltung auf Sonntagmorgen, 7 Uhr, zu legen - dazu gehört schon etwas Mut. Verantwortliche der evangelischen Kirchengemeinden in Merklingen und Machtolsheim auf der Schwäbischen Alb bei Ulm haben es im Herbst 2018 gewagt. Das Format heißt "LaufZeit" und verbindet eine Joggingrunde mit geistlichen Impulsen. Zum Lauf in den Sonntag kommen in der Regel bis zu 20 Frauen und Männer, berichtet Pfarrer Cornelius Küttner.
Initiativen wie diese sammelt die landeskirchliche Zeitschrift "Für Arbeit und Besinnung", die vor allem von Pfarrerinnen und Pfarrern gelesen wird. "Best Practice - Ideen von Gemeinden für Gemeinden" heißt die Rubrik, in der Aktionen und Formate aus dem württembergischen Protestantismus vorgestellt werden. Es gehe dabei nicht um die "tollste Idee", sondern ums Bekanntmachen guter Ideen, betont Redaktionsleiter und Pfarrer Thorsten Eißler.
Geburtstagsgrüße sollten Kirchengemeinden nach Überzeugung von Eißler nicht nur an Rentner übermitteln. In einer Gemeinde, in der er gearbeitet hat, ging man auch auf die 50- und 60-Jährigen zu - mit teilweise konsternierten Reaktionen. "Oh je, ist es schon so weit?", hätten die Besuchten gefragt. Als Alternative bekommen die jüngeren Jubilare nun eine Karte mit einem Gutschein, der sie zu einer kostenlosen Stadtführung einlädt. Anschließend gibt es die Möglichkeit zum gemeinsamen Mittagessen. Mit dieser Aktion ließen sich auch Menschen ansprechen, die nicht zu den regelmäßigen Kirchgängern zählen, beobachtet Eißler.
Serviceorientiert zeigt sich die Stadtkirchengemeinde in Bad Cannstatt, denn sie feiert Kinderkirche am Samstagvormittag zwischen 11 und 12 Uhr. Der Vorteil für Eltern: Sie können ihre Mädchen und Buben in der Kirche abgeben und in dieser Zeit ihre Einkäufe erledigen. Einmal im Monat sind aber auch sie im Anschluss an die Kinderkirche zum Eltern-Kind-Café eingeladen.
Ein innovatives Format pflegt die Kirchengemeinde Bönnigheim-Hofen (Kreis Ludwigsburg) mit ihrem "Gottesdienst hautnah". Pfarrer Martin Burger holt eine Gartenbank ins Gotteshaus, um Interviews mit interessanten Gästen zu führen. Zum "Schwätz auf dem Bänkle" waren bereits eine Staatsanwältin, eine Hospizgruppenleiterin, Landtagsdirektor Berthold Frieß und die Stuttgarter Regionalbischöfin Gabriele Arnold bereit.
Pfarrerin Angelika Germann geht buchstäblich ungewöhnliche Wege in der Seelsorge. Sie bietet in ihrer Gemeinde in Bad Wildbad Seelsorgespaziergänge an. Dabei bewegten sich nicht nur die Menschen, sondern auch ihre Themen. Seelsorge müsse nicht immer auf der Couch, am Esstisch oder über den Gartenzaun geschehen, sagt sie.