Denkbar seien etwa eine Übermalung oder aufgelötete Elemente mit neuen Symbolen und einer neuen Inschrift, erläuterte er. Die Künstler hätten die größtmögliche Freiheit. Zurzeit hängt die Glocke weiterhin im Turm der Schweringer Kreuzkirche, sie wird aber nicht mehr geläutet.
Für den Wettbewerb haben Vertreter der evangelischen Landeskirche, der Kapellengemeinde Schweringen und des Kirchenkreises Nienburg drei Künstler ausgewählt. Sie sollen in den nächsten Monaten Entwürfe erarbeiten. Dazu gehört auch ein zweites Kunstwerk außen am Fuße des Kirchturms, das Besucher auf die Glocke oben im Turm hinweist, sagte Gartmann: "Das eine geht nicht ohne das andere."
Künstlerische Umgestaltung ist ein Kompromiss
Die einstige "Vaterlandsglocke" hatte in dem 800-Einwohner-Dorf zu heftigem Streit geführt und überregional für großes Aufsehen gesorgt. Auf der einen Seite sprachen sich viele Bürger dafür aus, die rund 1.800 Kilogramm schwere Bronzeglocke mit dem tiefen "Cis" gegen eine andere Glocke auszutauschen, wie es auch die Landeskirche angeboten hatte.
Auf der anderen Seite wollen viele alteingesessenen Schweringer den vertrauten Klang ihrer Glocke unbedingt behalten. Die Situation war so angespannt, dass Unbekannte kurz vor Ostern 2018 auf den Turm kletterten und das 35 mal 35 Zentimeter große Hakenkreuz und Teile der NS-Inschrift mit einem Winkelschleifer wegfrästen. Beide Seiten einigten sich schließlich auf die künstlerische Umgestaltung der Glocke.
Die 1934 gegossene und aufgehängte Glocke war im Herbst 2017 stillgelegt worden, nachdem die Landeskirche bei allen Gemeinden zwischen Hann. Münden und Cuxhaven nachgefragt hatte, ob dort noch Glocken aus der Nazi-Zeit existierten. Auslöser waren Diskussionen um Glocken mit Hakenkreuzen in Rheinland-Pfalz.