Darmstadt (epd). Zum 20. Jahrestag des Writers-in-Exile-Programms (WiE) erinnert das PEN-Zentrum Deutschland an die prekäre Lage vieler Autorinnen und Autoren auf der ganzen Welt. Mit ihrem Exilprogramm bietet die Schriftstellervereinigung in Deutschland Schutz für bedrohte und verfolgte Autoren, wie das Zentrum am Montag in Darmstadt mitteilte. Finanziert wird es von der Bundesregierung. Der erste von 50 Stipendiaten war 1999 der algerische Schriftsteller Hamid Skif (1951-2011). Auch die weißrussische Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch profitierte von dem Programm.
Die geflüchteten Schriftstellerinnen und Schriftsteller sollen mit Hilfe des Exilprogramms in Deutschland die Ruhe und Konzentration finden, um wieder ihrem Beruf, dem Schreiben, nachgehen zu können, wie es hieß. Bis zu drei Jahre stellt ihnen das deutsche PEN-Zentrum eine möblierte Wohnung in einer der größeren deutschen Städte zur Verfügung, dazu ein monatlich ausbezahltes Stipendium. Die Mitglieder des deutschen PEN bringen sie in Kontakt mit Redaktionen, Verlagen sowie den Kolleginnen und Kollegen in ihrer Umgebung.
Mit der Finanzierung dieses Programms setze der Bund ein deutliches Zeichen für die Freiheit der Kunst und für die Freiheit des Wortes, erklärte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Angesichts der zunehmend eingeschränkten Meinungsfreiheit und vielfacher Zensur in weiten Teilen der Welt sei diese Freiheit jedoch vielerorts in Gefahr. "Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir verfolgten Schriftstellerinnen und Schriftstellern zumindest vorübergehend eine Zuflucht in Deutschland bieten und ihnen die künstlerischen Freiheiten eröffnen, die es in ihren Heimatländern nicht mehr gibt oder noch nie gab", betonte Grütters.
Der Vizepräsident und Writers-in-Exile Beauftragte des PEN Leander Sukov erklärte, auf allen Kontinenten würden Autorinnen und Autoren verfolgt. "Das ist eine schreckliche Tatsache, die zugleich ein niederschmetterndes Urteil über die Verfassung so vieler Staaten darstellt. Und wir müssen bei aller Anstrengung auch feststellen: Der Schrecken vergrößert sich", sagte er. "Immer mehr Intellektuelle werden weltweit in die Diaspora getrieben. Unser Ziel ist, ihnen hier eine Umgebung zu schaffen, in der sie sichtbar sind und produktiv in Sicherheit arbeiten können."
Der deutsche PEN hatte das WiE-Programm 1999 gemeinsam mit dem damaligen Kulturstaatsminister Michael Naumann (SPD) aus der Taufe gehoben. Er begründete das besondere Engagement damit, dass es für Deutsche eben auch darum gehe, einen Teil jener "Dankesschuld" abzutragen, die sich aus der Tatsache herleite, dass während der Nazi-Diktatur so viele deutsche Intellektuelle in anderen Ländern Aufnahme fanden.
Das PEN-Zentrum Deutschland ist eine von derzeit weltweit 150 PEN-Schriftstellervereinigungen. PEN steht für Poets, Essayists, Novelists. Die ursprünglich 1921 in England gegründete Vereinigung versteht sich als Anwältin des freien Wortes und als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftsteller.