Die Hypothese der Wissenschaftler lautet, dass im Mittelschiff von St. Johannis der 1021 verstorbene Mainzer Erzbischof Erkanbald begraben liegt. Bei der Graböffnung hoffe man auf Belege für diese Vermutung.
"Es geht darum, die Person zu identifizieren", sagte der Schweizer Archäologe. Dazu werde ein internationales Expertenteam nach Mainz kommen, darunter Textilfachleute und Anthropologen. Im Anschluss an die geplante Untersuchung soll das Grab mit allen eventuell darin vorhandenen Grabbeilagen wieder verschlossen werden. Auch möglicherweise wertvolle Artefakte sollen nicht dauerhaft aus dem Grab entnommen werden. Der Nachweis, dass es sich tatsächlich um ein Bischofsgrab handelt, wäre der abschließende Beleg dafür, dass es sich bei St. Johannis - wie seit Jahren angenommen - um den Vorgängerbau des benachbarten weltbekannten Mainzer Doms handelt.
Erkanbald war von 1011 bis zu seinem Tod 1021 als Nachfolger des legendären Willigis Erzbischof von Mainz, aus schriftlichen Quellen ist bekannt, dass er im alten Mainzer Dom bestattet wurde. Die aufwendige Graböffnung erfolgt mit Hilfe eines Spezialkrans der Mainzer Dombauhütte. Finanziert werden die Arbeiten nach Angaben des Mainzer Dekans Andreas Klodt durch eine 100.000-Euro-Spende, die der inzwischen verstorbene Mainzer Bischof Karl Lehmann für die Erforschung der Johanniskirche bereitgestellt hatte.
Die Archäologen konnten in den zurückliegenden Jahren bereits belegen, dass St. Johannis eine der ältesten Kirchen Deutschlands ist, deren erhaltenes Mauerwerk teilweise noch aus dem 5. oder 6. Jahrhundert stammt. Auslöser für die umfangreichen Grabungen in der Kirche war der Austausch einer Heizungsanlage, bei dem Arbeiter einen frühmittelalterlichen Fußboden freigelegt hatten. Die evangelische Kirche arbeitet zurzeit an einem Nutzungskonzept für die Zeit nach dem Abschluss der Forschungs- und Bauarbeiten.