Um Solidarität mit Flüchtlingen und Seenotrettern im Mittelmeer zu zeigen, wollen zehn evangelische Kirchengemeinden in Hannover Rettungswesten an ihre Kirchtürme hängen. Die Aktion unter dem Motto "Suche den Frieden und jage ihm nach" soll zwischen Palmsonntag (14. April) und dem ersten Sonntag nach Ostern (28. April) beginnen und je vier Wochen laufen, wie Pastor Axel Kawalla von der hannoverschen Landeskirche mitteilte. Jede Gemeinde könne den Startpunkt selbst wählen und die Aktion mit einem Gottesdienst oder einem Gebet eröffnen.
"Unsere Solidarität gilt allen Menschen auf der Flucht und in Seenot, denen, die ertrunken sind oder um sie trauern, und allen, die helfen", sagte Kawalla. Die orangefarbenen Rettungswesten sollten diese Botschaft vermitteln. An der Friedensaktion beteiligen sich den Angaben zufolge unter anderem die Bodelschwingh-Gemeinde in Ledeburg sowie Kirchengemeinden in Linden-Nord, Limmer, Ricklingen, Hainholz, der Nordstadt, Südstadt und der List. Weitere Kirchengemeinden der hannoverschen Landeskirche seien eingeladen mitzumachen.
Damit unterstützen sie den Angaben zufolge die Arbeit des internationalen Aktionsbündnisses "Seebrücke", das sich für sichere Fluchtwege nach Europa und eine Entkriminalisierung der Seenotrettung einsetzt. Martina Röthlinger von der "Seebrücke" in Hannover sagte: "Niemand flieht ohne Grund". Die meisten Menschen, die verzweifelt versuchten, Europa über das Mittelmeer zu erreichen, flöhen aus libyschen Folterlagern und gerieten dabei in Seenot. "Sie müssen gerettet werden", forderte Röthlinger.
Die im Juli 2018 gegründete Initiative "Seebrücke" wird inzwischen von vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen in Deutschland getragen. Auf ihre Initiative hin haben sich in Deutschland mittlerweile fast 50 Städte und Gemeinden zum "sicheren Hafen" erklärt, darunter Bremen, Braunschweig, Hildesheim, Osnabrück, Oldenburg und Hannover. Sie wenden sich damit gegen eine europäische Abschottungspolitik gegenüber Flüchtlingen. Sie erklären sich zudem bereit, aus Seenot gerettete Menschen zusätzlich zur Verteilungsquote unterzubringen.