Der mehr als 100 Jahre alte Berliner Dom bröckelt. Fassaden, Figuren und Schmuckelemente des Wahrzeichens müssen dringend restauriert werden, wie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Domgemeinde am Montag mitteilten. Die Gesamtkosten dafür belaufen sich den Angaben zufolge auf 1,6 Millionen Euro, verteilt auf vier Jahre. Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr 2020 starten. "Ein Aufschub wäre unverantwortbar", sagte der Vorsitzende des Domkirchenkollegiums, Volker Faigle.
Der Berliner Dom leidet demnach massiv unter Rissen, undichten Fugen und abbröckelnden Gesteinsteilen. Die Schäden waren in den vergangenen Jahren schrittweise im Zuge anderer Sanierungsarbeiten festgestellt worden. "Das Ausmaß der Schäden ist unerwartet hoch", sagte Domarchitektin Sonja Tubbensing.
Jeder Betrag hilft
Schuld an dem Verfall seien unter anderem schwarze Verkrustungen aus Ruß, Gummiabrieb und Staub, die sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte auf dem Sandstein abgelagert hätten. Aber auch eine falsche Fassadenbehandlung in der Vergangenheit wie etwa die sogenannte Hydrofugierung in den 1980er Jahren führten zu langfristigen Schäden. So werde verhindert, dass der Stein "atmet". Durch Luftschadstoffe und Regenwasser bildeten sich Säuren, die in den Stein eindringen und ihn zersetzen. Nun müssten die Steinoberflächen dringend gereinigt und fragile Bereiche stabilisiert werden. Risse und Löcher müssen zudem geschlossen und defekte Fugen wieder hergestellt werden.
Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, betonte: "Es besteht extremer Handlungsbedarf." Der Dom sei ein wichtiges Großdenkmal, und "er wirkt auf viele Menschen intensiv".
Zusammen mit der Domgemeinde startet die Denkmalschutzstiftung deshalb eine bundesweite Spendenkampagne, um die nötigen Gelder für die Fassadenrestaurierung einzusammeln. Willkommen seien nicht nur große, sondern auch kleine Beträge. "Jeder kann helfen", sagte Skudelny. Schon für 30 Euro sei es möglich, einen Teil des Zahnfrieses zu erhalten. Mit 50 Euro könne einzelnen Säulen wieder eine solide Basis verliehen werden. 100 Euro seien für die Restaurierung eines Schlusssteins bei einem Rundbogen nötig, nannte der Denkmalschutzexperte einige Beispiele.
Die Schirmherrschaft für die Spendenkampagne hat Schauspielerin und Sängerin Eva Mattes übernommen. Zudem wurde für die Kampagne die Website "www.rettet-den-berliner-dom.de" freigeschaltet.
Der Berliner Dom gilt als Baudenkmal mit nationaler Bedeutung, wie Faigle betonte. Der Sakralbau gehört zu den bedeutendsten evangelischen Kirchenbauten in Deutschland. Die Kirche zog 2018 rund 140.000 Gottesdienstbesucher an. Weitere 800.000 Gäste besuchten den Sakralbau, weil er auch als Touristenmagnet und als kultureller Veranstaltungsort dient.
Der Berliner Dom ist mitten im historischen Zentrum der Bundeshauptstadt gelegen. Seit 1465 existierte an der Stelle eine Dom- und Hofkirche, die Friedrich der Große 1750 nördlich des Stadtschlosses durch einen barocken Neubau ersetzen ließ, der 1822 durch Karl Friedrich Schinkel klassizistisch umgestaltet wurde. Kaiser Wilhelm II. gab danach einen neuen, repräsentativen Zentralbau mit mächtiger Kuppel in Auftrag, der zwischen 1894 bis 1905 nach Plänen von Julius Raschdorff im Stil der Neorenaissance und des Neobarock entstand. Der Berliner Dom besteht heute aus der Predigtkirche, der Hohenzollerngruft sowie dem Dommuseum.