In der einen sollen Vertreter evangelischer Kirchen zusammenkommen, in der anderen Delegierte aus allen Kirchen Europas, sagte der Bischof am Donnerstag in Stuttgart in seinem Bericht vor der württembergischen Landessynode. Damit würde nicht nur die kirchliche Demokratie gestärkt, die Kirchen könnten auch ein Vorbild sein für das politische Europa. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung sei die Vorbereitung eines europäischen Kirchentags.
Als Skandal bezeichnete July das Verhalten vieler Mitgliedsstaaten der EU während der Flüchtlingskrise. Zahlreiche Länder hätten sich als "kleinmütig, blockiert und egoistisch" erwiesen und einen gemeinsamen Ansatz zur Aufnahme von Flüchtlingen verweigert. Ein neuer Nationalismus erstarke - und das nicht nur in Parteien und Parlamenten, sondern zum Teil auch in Kirchen. Dabei sei es Aufgabe der Kirchen, die Gewissen von Bürgern und Politikern zu schärfen und sich etwa für die Seenotrettung und die Nichtzurückweisung von Flüchtlingen an allen Grenzen Europas einzusetzen.
Die EU sollte nach Julys Überzeugung im internationalen Kräfteverhältnis einen dritten Weg zwischen China (Orientierung an Belangen des Staates) und den USA (Orientierung an Belangen der Wirtschaft) gehen. "Wir im- und exportieren nicht nur Waren, sondern wollen dies auch auf Grundlage ethischer Wertvorstellungen tun", betonte er. Einen Aufstieg Europas zur Militärmacht lehnt der Bischof ab. Vielmehr müssten zivile Formen der Konfliktbearbeitung gestärkt werden.