Drei Tage lang hätten sie miteinander beraten und die Stimmen von Missbrauchsopfern angehört, sagte das Kirchenoberhaupt bei der Feier in der Sala Regia des Apostolischen Palasts im Vatikan. Nun müssten konkrete Maßnahmen für die Ortskirchen und für die Bischofskonferenzen entwickelt werden.
Journalistin übt vor Bischöfen harsche Kritik
Ein junger Mann berichtete den versammelten Bischöfen während der Liturgie, dass er auch als Erwachsener keinen Tag erlebe, an dem er nicht von Erinnerungen an den erlebten Missbrauch heimgesucht werde. Anschließend hörten sie ihm sichtlich betroffen zu, als er ihnen eine Geigenkomposition von Johann Sebastian Bach vorspielte.
Zum Abschluss der Beratungen bei dem viertägigen Krisentreffen hatte zuvor eine mexikanische Journalistin in ungewöhnlich offenen Worten harsche Kritik an den Bischöfen geübt. Unter Hinweis auf den Skandal um den Gründer der Legionäre Christi, den Mexikaner Marcial Maciel, machte Valentina Alazraki vor den anwesenden Bischöfen und dem Papst systematische Geheimhaltung in der Kirche für Sexualverbrechen und ihre Vertuschung verantwortlich. Der Priester und Ordensgründer hatte über Jahrzehnte Seminaristen und seine eigenen mit mehreren Frauen gezeugten Kinder missbraucht.
"Ich möchte Ihnen einen praktischen Rat geben", sagte die Journalistin in einer für öffentliche Veranstaltungen im Vatikan äußerst ungewohnten Offenheit an die Adresse der Bischöfe. Missbrauch sei "systematisch vertuscht" worden. Nur wenn sie über begründete Vorwürfe und Prozesse wegen Missbrauch von sich aus informierten, bevor die Presse sie enthülle, könnten sie ihre Glaubwürdigkeit waren. In ihrer 45 Jahre als Vatikan-Korrespondentin umfassenden Erfahrung habe sie erlebt, dass Journalisten unterstellt worden sei, für Missbrauchsskandale verantwortlich zu sein oder durch deren Aufdeckung die Kirche zerstören zu wollen.
Wenn sie gegen die Täter und die Vertuschung von deren Taten seien, könnten sie Verbündete der Medien sein, versicherte Alazraki den Bischöfen. In diesem Fall würden die Medien ihnen helfen, die Schuldigen zu finden und Widerstände zu überwinden. "Wenn Sie sich aber nicht radikal auf die Seite der Kinder schlagen, müssen Sie uns zurecht fürchten, denn dann werden wir Journalisten Ihre schlimmsten Feinde sein", drohte die Journalistin. Die besondere Aufmerksamkeit der Medien für Missbrauchsfälle in der Kirche erklärte die Journalistin mit deren Rolle als moralischer Institution. "Wenn ein Arzt oder Pfleger Patienten vergiftet, erregt das umso mehr unsere Aufmerksamkeit, weil es gegen ihre Ethik verstößt."
Zum Abschluss des Treffens zum Missbrauchsskandal, das am Donnerstag im Vatikan begonnen hatte, will der Papst mit den Teilnehmern am Sonntag eine Messe feiern. Anschließend will er eine programmatische Rede vor den Bischöfen und Kardinälen aus aller Welt über den Umgang der Kirche mit Missbrauch halten.