Vor dem in dieser Woche geplanten Treffen der katholischen Bischöfe zu Missbrauch und Kinderschutz mit Papst Franziskus bemüht sich der Vatikan demonstrativ um Transparenz. "Es braucht den Einsatz aller, um diesem Monster in die Augen zu schauen", sagte Vatikansprecher Alessandro Gisotti am Montag mit Blick auf die am Donnerstag beginnende viertägige Konferenz im Vatikan. Geplante Ansprachen von Kardinälen sollen anders als bei Bischofssynoden live im Internet übertragen werden. Eine eigene Internetseite unter der Adresse www.pbc2019.org soll über den Fortgang der Konferenz und anschließende Bemühungen informieren.
Unterdessen formulierten die katholischen Jugendverbände in Deutschland ihre Erwartungen an das Bischofstreffen in Rom. Sie forderten konkrete Taten statt Worte. "Wir waren schon vor zehn Jahren empört, als die ersten Fälle öffentlich wurden. Jetzt geht es darum zu handeln", sagte der Bundesvorsitzende des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ), Thomas Andonie, am Montag im WDR5-"Morgenecho". Neben Aufklärung, finanziellen Leistungen und Seelsorge für Betroffene fordert der Dachverband auch eine standardisierte und abgesicherte Förderung von Prävention.
Verantowrtung, Rechenschaft und Transparenz
Zum Auftakt der Konferenz wird Vatikanangaben zufolge ein Video mit dem Bericht eines Missbrauchsopfer gezeigt. Zu dem Treffen werden nach Angaben des ehemaligen Vatikansprechers Federico Lombardi 190 Teilnehmer erwartet, darunter Missbrauchsopfer und zwölf Frauen. Lombardi wird die Versammlung moderieren.
Am ersten Tag geht es demnach um die Verantwortung der Bischöfe. Der zweite Tag ist der Frage gewidmet, wie Bischöfe zur Rechenschaft gezogen werden. Am Samstag wird der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, einen Vortrag über Transparenz halten. Am Abend will der Papst mit den Teilnehmern im Apostolischen Palast eine Bußliturgie feiern. Nach der Sonntagsmesse mit den Teilnehmern will das Kirchenoberhaupt eine programmatische Rede halten.
Die Themen Verantwortung, Rechenschaft und Transparenz seien Teil guter Regierungsführung, sagte der maltesische Erzbischof Charles Scicluna bei der Vorstellung des Programms. Damit solle die Kirche zu dem sicheren Ort gemacht werden, der sie sein müsse, betonte Scicluna, der in der Glaubenskongregation für Missbrauchsermittlungen zuständig ist. Die erste Antwort auf Missbrauch sei häufig das Leugnen. Von diesem "primitiven Mechanismus" müsse die Kirche weg.
Scicluna dankte ausdrücklich Medien weltweit dafür, dass sie durch investigativen Journalismus das Bewusstsein in der Kirche für Missbrauch gestärkt hätten. Er wird vor den Konferenzteilnehmern einen Vortrag über "Die Kirche als Feldlazarett. Verantwortung übernehmen" halten.
Der Vorsitzende des Kinderschutzzentrums der päpstlichen Gregoriana-Universität, Hans Zollner, kündigte die Veröffentlichung der Ergebnisse eines Fragebogens an die Konferenzteilnehmer an. Die Antworten auf Fragen nach dem Umgang mit Missbrauch in den Kirchen und Kulturen der einzelnen Länder würden derzeit noch von Experten ausgewertet.