Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich in Frankfurt am Main mit der Anwältin Seda Basay-Yildiz getroffen, die mehrere Drohschreiben mit der Unterschrift "NSU 2.0" erhalten hat. Das vertrauliche Gespräch war kurzfristig in das Besuchprogramm Steinmeiers aufgenommen worden. Basay-Yildiz hatte im Münchner NSU-Prozess eine Opferfamilie als Nebenklägerin vertreten und in zwei anderen Verfahren mutmaßliche islamistische Terroristen verteidigt.
Die Ermittlungen nach den Urhebern der Drohschreiben erstrecken sich auch auf eine Gruppe Frankfurter Polizisten, die offenbar rechtsextreme Äußerungen in einem Messenger-Chat austauschten. Steinmeier besuchte am Donnerstag auch das Frankfurter Polizeipräsidium. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit sprach der Bundespräsident außerdem mit Polizisten und Bürgern über die Themen Sicherheit, Kriminalität und Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft.
Weiterer Programmpunkt war für Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender der Besuch eines Integrationsprojekts. Das "Mädchenbüro Milena" bietet Bildungs-, Kultur- und Freizeitangebote für Mädchen und Frauen aus aller Welt: Für Frauen gibt es Deutschkurse, Krisenbegleitung und eine Ausbildung zur Tagesmutter, Mädchen finden Deutschförderung, Hausaufgabenhilfe, Unterstützung bei der Suche von Praktika und Ausbildungsplätzen, Freizeit- und Feriengestaltung. Rund 70 Teilnehmer aus zwei Dutzend Ländern kommen nach Vereinsangaben täglich.