Steudtner ermutigt Kirchen zu mehr Menschenrechtsengagement

Berliner Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner
© epd-bild/Christian Ditsch
Der Berliner Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner kritisierte, Sicherheits- und Migrationsbehörden behandelten Geflüchtete oft diskriminierend.
Steudtner ermutigt Kirchen zu mehr Menschenrechtsengagement
Nach Ansicht des Berliner Menschenrechtlers Peter Steudtner kann die Kirche einen großen Beitrag zur Einhaltung der Menschenrechte leisten. "Wenn Gemeinden sich für Geflüchtete einsetzen, mit ihnen gemeinsam leben, vielleicht Kirchenasyl geben, erreichen wir viel auf individueller wie politischer Ebene", schreibt Steudtner in der evangelischen Wochenzeitung "Die Kirche" (Ausgabe vom 9. Dezember) anlässlich der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vor 70 Jahren. Der Menschenrechtsaktivist war 2017 wegen des Verdachts der Terrorunterstützung für vier Monate in einem türkischen Gefängnis inhaftiert.

"Aber auch der Kampf gegen Obdachlosigkeit und für bezahlbare Mieten ist für viele Gemeinden nicht nur ein Problem vor der eigenen Haustür, sondern hinter ihr: Viele Gemeinden vermieten Wohnungen in den Gemeindehäusern", schreibt Steudtner weiter. Hier gebe es die Chance, "sozialpolitische Akzente zu setzen und gegen Gentrifizierung und soziale Verdrängung mit gutem Beispiel voranzugehen".

Menschenrechte sind #unteilbar

Steudtner erinnert zudem an die Großdemonstration gegen einen Rechtsruck in der Gesellschaft und für den Erhalt der Menschenrechte, an der sich im Oktober in Berlin rund 240.000 Menschen unter dem Motto #unteilbar beteiligten. "Die Menschenrechte sind #unteilbar. Sie gelten für alle und überall. Sollten sie zumindest", betont er.

An der Demonstration hätten auch zahlreiche Flüchtlinge teilgenommen. "Ihr Recht auf Asyl, auf menschenwürdige Unterkunft, auf ein selbstbestimmtes Leben werden bei uns massiv eingeschränkt", kritisiert der Menschenrechtler. Sicherheits- und Migrationsbehörden behandelten Geflüchtete oft diskriminierend. "Es bleibt viel zu tun, um diese Menschenrechtsverletzungen zu beenden", so Steudtner. Auch der Einzelne könne dafür etwas tun: "Sei es durch Begleitung bei Amtsgängen oder auch durch 'Asyl in der Kirche'."

Magie der Solidarität

Er selbst habe die Menschenrechtsverletzung in seinem Fall, also "die überfallartige unrechtmäßige Festnahme, das Eingesperrtsein in Isolationshaft, die minimalen Kommunikationszeiten mit meiner Familien" und den Anwältinnen und Anwälten als niederschmetternd empfunden. Nur durch die vielen Solidaritätsaktionen innerhalb der Gefängnisse und außerhalb habe er dies aushalten können. Die "Magie der Solidarität" habe ihn durch die Zeit getragen: "Ich habe mich weiter als Teil der Welt gefühlt."



Peter Steudtner hatte im Sommer 2017 in der Türkei als Referent an einem Workshop für Menschenrechtsorganisationen teilgenommen. Am 5. Juli 2017 wurde er in Istanbul verhaftet und saß bis zum 25. Oktober 2017 gemeinsam mit weiteren Menschenrechtsverteidigern wegen des Verdachts der Terrorunterstützung in türkischer Untersuchungshaft. Steudtner arbeitet als Trainer für gewaltfreie Konfliktbearbeitung und Menschenrechtsthemen.