Foto: dpa/Philipp von Ditfurth
Ralf Meister, evangelischer Landesbischof von Hannover.
Landesbischof Meister beklagt gesellschaftliche Vertrauenskrise
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat eine Vertrauenskrise in der Gesellschaft beklagt. Diese Krise durchziehe alle Bereiche, sagte der evangelische Bischof am Mittwoch vor der Landessynode in Hannover. "In der Ökonomie erkennen wir betrügerische Absichten von großen Konzernen und teilweise eine Verwahrlosung von Anstand und Ehrlichkeit", kritisierte er in seinem Bericht vor dem Kirchenparlament.
Je weniger sich politische Entscheidungen durchsetzen ließen, desto mehr schwinde auch das Vertrauen in politische Verantwortungsträger, sagte der Theologe. "Vertrauen wird nicht mehr gewährt, wenn man beispielsweise, um der irrationalen Verehrung des 'freien Autofahrens' gerecht zu werden, Fahrverbote als den Untergang des Abendlands versteht und alles tut, um sie zu verhindern."
Viele Menschen wünschten sich neue Anker, wenn alte Sicherheiten nicht mehr gälten. Meister warnte davor, den Halt in einer Verklärung der Vergangenheit und im Nationalismus zu suchen. "Diese Nostalgie idealisiert Zustände, die weder damals ideal waren, noch heute taugen für eine globale und vielfältige Welt."
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Aus dieser idealisierten Rückschau formten Menschen zunehmend einen Nationalismus, der vergangene Zeiten wiederbeleben will. "Dass es dabei auch um eine Wiederherstellung von Modellen der Herrschaft, der Gewalt und Ausgrenzung geht, wird gemeinhin ausgeblendet und höchstens auf einen 'Vogelschiss der Geschichte' reduziert", sagte Meister in Anspielung auf ein umstrittenes Zitat von AfD-Parteichef Alexander Gauland. Dieser hatte mit der Aussage Empörung ausgelöst, die NS-Zeit sei "nur ein Vogelschiss" in der deutschen Geschichte gewesen.