Bedford-Strohm: Gesellschaft braucht Friedensstifter

Eine Predigt vom evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
© epd-bild/Lukas Barth-Tuttas
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm predigt am Buß- und Bettag um 10 Uhr in der Münchner St. Matthäuskirche.
Bedford-Strohm: Gesellschaft braucht Friedensstifter
Auch wenn der Buß- und Bettag nur noch in Sachsen ein gesetzlicher Feiertag ist, hat er im Kirchenjahr seinen festen Platz. In diesem Jahr stand er im Zeichen von Frieden und Versöhnung. Jeder kann Frieden stiften, lautete die Botschaft.

Der Buß- und Bettag hat in diesem Jahr ganz im Zeichen von Frieden und Versöhnung gestanden: In seiner Bußtagspredigt rief der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, die Menschen zu einer friedlichen Überwindung von Konflikten auf. In Politik und Gesellschaft, aber auch im persönlichen Leben vieler Menschen gebe es Unfrieden, Zerwürfnisse und Missverständnisse, sagte er am Mittwoch in der Münchner Matthäuskirche.

"Heute einen Krieg beenden"

Beispiele dafür seien das gereizte Klima in der Politik sowie Präsidenten, die per Twitter "Vernichtungsdrohungen" aussprechen könnten, Medien, die statt Fairness auf Schärfe setzten, aber auch Probleme mit dem Ehepartner oder schwierigen Kollegen. Hier rufe der Buß- und Bettag, der in diesem Jahr unter dem Motto "Heute einen Krieg beenden" stand, zum Handeln auf, sagte der Ratsvorsitzende. Das Motto bezieht sich auch auf das Gedenken zum Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren.



Auch die Kirche müsse Versöhnungsarbeit leisten, machte Bedford-Strohm deutlich. Mit Blick auf sexualisierte Gewalt in der Kirche müsse noch konsequenter gehandelt werden. "Die Menschen, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind, sollen wissen und spüren, dass sie bei uns Gehör finden", sagte er.

Beim Empfang nach dem Bußtagsgottesdienst sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx, Christen hätten die Aufgabe, Ängste zwischen Menschen zu überwinden. Auch Wissenschaft und Forschung müssten umdenken. An die Stelle der Forschung, wie man Kriege effektiv führen könne, sollten wissenschaftliche Überlegungen treten, wie sich militärische Konflikte beenden lassen.

Empathie ist der Schlüssel

Der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms appellierte an die Gläubigen, Frieden zu stiften. Der Leitende Geistliche der Bremischen Evangelischen Kirche sagte, es sei notwendig, gegen alle Vereinfachungen und gegen ein Schwarz-Weiß-Denken die Kunst der Differenzierung zu setzen: "die einen nicht einfach in die Nazi-Ecke stellen und die anderen nicht als naive Gutmenschen verhöhnen". Im übertragenen Sinne könne jeder noch heute einen Krieg beenden, wenn er sich ein wenig zurücknehme und in den anderen Menschen hineinversetze. "Das gilt für jede Ehe und Beziehung - und es gilt für das große politische Geschäft", sagte Brahms.

Der Vizepräsident des EKD-Kirchenamts in Hannover, Thies Gundlach, sagte, der Buß- und Bettag drohe in Vergessenheit zu geraten. Viele Menschen nähmen ihn nicht mehr wahr, da er kein gesetzlicher Feiertag mehr ist, sagte Gundlach am Mittwoch im Bistumssender Domradio. Der protestantische Buß- und Bettag wurde 1995 in allen Bundesländern mit Ausnahme Sachsens zur Finanzierung der Pflegeversicherung als gesetzlicher Feiertag abgeschafft. Die meisten evangelischen Kirchengemeinden böten Gottesdienste und Andachten an, oft auch abends, damit Arbeitnehmer teilnehmen könnten, sagte Gundlach.