Mit der Volksvertretung wollen die Initiatoren nach eigenen Worten eine Demokratielücke füllen. Bislang gebe es für die Sorben in der Lausitz keine Volksvertretung und somit keinen demokratisch legitimierten Ansprechpartner nach außen. Allerdings existiert bereits der sorbische Dachverband Domowina als Interessenvertreter der Minderheit. Schätzungen zufolge leben in Brandenburg rund 20.000 überwiegend evangelische Wenden und in Sachsen rund 40.000 überwiegend katholische Sorben.
Der Konstituierung des "Serbski Sejm" waren sieben Jahre dauernde Vorarbeiten vorangegangen. Bei einer Feier im Sorbischen Kulturzentrum in Schleife sagte Initiator Martin Walde am Samstag, Ziel der Initiative sei, die politischen Rahmenbedingungen in Brandenburg und Sachsen so mitzugestalten, dass Sorben und Wenden ihr Recht auf Selbstbestimmung voll in Anspruch nehmen können.
Sorbisches als "museale Tourismusattraktion"
Die Gegenwart sei davon geprägt, dass sorbische Schulen geschlossen würden, sorbische Lehrer fehlten, sorbische Kirchen, Institutionen, politische Parteien und Ämter keinen Nachwuchs fänden. Walde beklagte in seiner Festrede: "Über Schulschließungen werden wir erst informiert, wenn dies von deutschen Politikern beschlossen wurde." Das Sorbische werde aus Schulen und Ämtern verbannt, ihre Kultur "zur musealen Tourismusattraktion marginalisiert". Auch die Braunkohleindustrie sei eine Bedrohung im angestammten Siedlungsgebiet der Sorben und Wenden.
Die Existenz einer demokratisch legitimierten Volksvertretung der Sorben und Wenden markiere nichts weniger als einen Paradigmenwechsel, sagte Walde. Zwar gebe es die Stiftung für das sorbische Volk, einzelne sorbische Institutionen, den Vereinsdachverband Domowina und andere Vereine, zwei Sorbenräte und die sorbischen Kommunen. Jedoch habe es bisher keine Institution gegeben, die alle zusammenführt und Partizipation ermöglicht.
Vor der Feier hatte ein ökumenischer Gottesdienst stattgefunden. Zur Auswahl für den "Serbski Sejm" hatten 34 Kandidaten gestanden, von denen künftig je zwölf die slawische Minderheit in der Niederlausitz in Südbrandenburg und in der Oberlausitz in Ostsachsen vertreten sollen. Für die Wahl des ersten Sorben-Parlaments hatten sich 1.282 Wähler registrieren lassen.