Über Grenzabschottung oder Öffnung der Grenzen abstrakt zu reden sei das Eine, sagte er in seinem Bericht auf der Herbsttagung der Synode am Samstag in Dresden. Das Andere sei, konkret einem einzelnen Geflohenen zu helfen, aber auch in Verantwortung für alle zu handeln. Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens wandte sich gegen fehlendes Mitgefühl gegenüber Menschen in Not. Doch falsche Anreize und Zukunftsversprechen weckten falsche Erwartungen und seien kein Ausdruck von Menschenliebe. Christliche Menschenliebe führe nicht zu Gesinnung, sondern zu Verantwortung, betonte Rentzing. Menschenliebe sei kein politisches Programm, sondern eine Haltung, die in Verantwortung für alle politisch umzusetzen sei. Politik müsse mit Mitteln der praktischen Vernunft nach Lösungen suchen.
Äußerungen der Landeskirche zu gesellschaftlichen Fragen zielten auf Haltungen von Menschen, nicht auf politische Empfehlungen, betonte Rentzing. Sie seien parteiisch für Arme und Notleidende, jedoch nicht Partei. "Unsere Botschaft richtet sich an alle Menschen in dieser Gesellschaft, gleich welcher politischen Überzeugung", sagte der Landesbischof wörtlich. In einer lebendigen Demokratie dürfe und müsse über verschiedene politische Wege gestritten werden. In der Forderung nach Inklusion behinderter Menschen in Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen mahnte Rentzing zu mehr Wirklichkeitssinn. Inklusion dürfe nicht zum Prinzip erklärt werden. Sie müsse vielmehr in der Lebenswirklichkeit wachsen. Bei der Pränataldiagnostik sei die Kirche zu einem ethischen Urteil aufgerufen, das mit dem technischen Fortschritt Schritt halte. Rentzing verwies in diesem Zusammenhang auch auf rückläufige Zahlen von Geburten behinderter Kinder.
Die 80 Synodalen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens wollen auf ihrer Herbsttagung bis Montag unter anderem über den Haushalt für das kommende Jahr beraten. Er umfasst nach Angaben der Landeskirche rund 226 Millionen Euro, acht Millionen Euro mehr als 2018. Zudem stehen Berichte zur Struktur- und Stellenplanung nach 2025 auf der Tagesordnung.