"Wolffsohn war und ist ein Gegner aller Kollektivschuld-Thesen und steht damit fest auf dem Boden der unteilbaren Menschenrechte, die er unabhängig von Ideologien und Anfeindungen stets als Maßstab vertreten hat", urteilte die Jury. Der Historiker habe sich dafür ausgesprochen, dass die dauerhafte Erinnerung an die Vertreibung ein elementarer Teil der deutschen Geschichte ist.
Michael Wolffsohn ist der Sohn einer 1939 nach Palästina geflüchteten jüdischen Kaufmannsfamilie und Enkel des Verlegers und Kinopioniers Karl Wolffsohn. Er wurde 1947 in Tel Aviv geboren und übersiedelte 1954 mit seinen Eltern nach West-Berlin. Wolffsohn studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Volkswirtschaft an der FU Berlin, der Universität Tel Aviv und der Columbia University in New York City. Von 1981 bis 2012 lehrte er an der Universität der Bundeswehr in München Neuere Geschichte.
Der Franz-Werfel-Menschenrechtspreis wird seit 2003 alle zwei Jahre an Einzelpersonen oder Initiativen verliehen, die durch ihr Handeln das Verantwortungsbewusstsein gegenüber Menschenrechtsverletzungen durch Völkermord, Vertreibung oder die bewusste Zerstörung nationaler, ethnischer oder religiöser Gruppen schärfen. Er ist benannt nach dem Schriftsteller Franz Werfel (1890-1945), der in seinem Roman "Die 40 Tage des Musa Dagh" die Vertreibung der Armenier aus der Türkei und den Genozid schilderte. Unter den Preisträgern sind die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, der ungarische Schriftsteller György Konrad und zuletzt die Bürgerrechtlerin, Schriftstellerin und Dokumentarfilmerin Freya Klier.
Im Anschluss an die Preisverleihung eröffnete der Stiftungsvorsitzende Wagner im Untergeschoss der Paulskirche die sechste Ausstellung des "Zentrums gegen Vertreibungen" mit dem Titel "In Lagern - Schicksale deutscher Zivilisten im östlichen Europa 1941-1955". Sie ist dort bis zum 4. November zu sehen und wandert dann weiter an andere Orte.