ZDF-Chefredakteur: Psychologische Tests für Priester-Anwärter

Priesterweihe bei katholischen Priestern
Foto: epd-bild/Annette Zoepf
Psychologischer Test vor Priesterweihe: das empfielt ZDF-Chefredakteur Peter Frey der katholischen Kirche um, besser zu prüfen, wer für das Amt des Priesters geeignet ist.
ZDF-Chefredakteur: Psychologische Tests für Priester-Anwärter
Nach der Veröffentlichung des Missbrauchsberichts hat ZDF-Chefredakteur Peter Frey die katholische Kirche aufgefordert, besser zu prüfen, wer für das Amt des Priesters geeignet ist. In einem Gastbeitrag für die "Zeit"-Beilage "Christ und Welt", die am Donnerstag erschienen ist, schlägt er unter anderem psychologische Eignungstests und Coachings vor, die für alle Diözesen verbindlich sein müssten.

"Die Kirche steht vor der harten Frage, ob sie überhaupt noch in der Lage ist, die Perspektive der Opfer, der Schwachen einzunehmen. Sie muss prüfen, ob der Priesterberuf die Falschen anzieht und schützt und der Zölibat vielen Priestern ein Lebenskonzept auferlegt, an dem sie scheitern und das einige in die Dunkelzonen der Sexualität treibt."

Frey ist Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, dem wichtigsten Gremium der katholischen Laien in Deutschland. Er kritisiert die leitenden Geistlichen der katholischen Kirche für ihren Umgang mit dem Missbrauchsskandal. "Es reicht nicht, wenn Bischöfe sich an die Brust klopfen und 'mea culpa' sagen", schreibt Frey. "Wie glaubwürdig ist es, dass keiner der Bischöfe selbst Verantwortung auf sich geladen haben will?"



Als weitere Folge des Missbrauchsskandals fordert Frey, dass die Macht zwischen "Amt" und "Laien" neu austariert werden solle. Die katholischen Laien seien auffällig still in der Debatte. Der ZDF-Chefredakteur spricht von nötigen Freiräumen zu mutigen Veränderungen. "Warum zum Beispiel müssen in der Kirche, von den Gemeinden bis zu den Diözesen, die Priester auch immer die Chefs sein?"

Ende September hatte die Deutsche Bischofskonferenz eine Studie über den tausendfachen Missbrauch von Minderjährigen vorgestellt. Über vier Jahre hatten Wissenschaftler Tausende Personal- und Handakten aus den Archiven der Diözesen untersuchen lassen. Danach erfassten sie zwischen 1946 und 2014 insgesamt 3.677 Opfer sexuellen Missbrauchs. 1.670 Kleriker sind der Taten beschuldigt. Die Dunkelziffer schätzen die Wissenschaftler jedoch wesentlich höher. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hatte eine Aufarbeitung ohne Tabu-Themen angekündigt.