Als Gefängnisseelsorger hatte Poelchau während der NS-Zeit unter anderem verfolgte Juden im Untergrund versteckt, Kontakt zu Widerstandskreisen gehalten und Nachrichten von Häftlingen aus und ins Gefängnis geschmuggelt - unter anderen für Dietrich Bonhoeffer und Helmut James Graf von Moltke. Trotz seines langjährigen Engagements gab es in der JVA Tegel bislang kein Hinweis auf das Wirken Poelchaus.
Das neue Denkmal symbolisiert den Pfarrer, wie er mit einer Aktentasche - in der er Briefe und Lebensmittel für die Inhaftierten versteckte - durch die Gefängnismauer geht, kündigte Ostrick an. Die Stahlskulptur sei in einer Projektgruppe bestehend aus zehn Insassen, zwei Seelsorgern sowie der Künstlerin und früheren DDR-Bürgerrechtlerin Katrin Hattenhauer konzipiert worden. Zur Skulptur gehört auch ein Spiegel mit der Aufschrift: "Was braucht es, einem Anderen zu helfen?". Wer das Denkmal betrachte, sehe sich selbst, sagte Ostrick.
Auch Poelchaus Ehefrau Dorothee (1902-1977) war in den Widerstandskampf aktiv eingebunden. Sie galt als heimliche Gehilfin ihres Ehemannes. Trotz ihres vielfältigen Widerstands gegen das NS-Regime zählten der Pfarrer und seine Frau lange zu den eher unbekannten Widerstandskämpfern. Harald Poelchau war während der NS-Zeit von 1933 bis 1945 und später noch einmal zwischen 1949 und 1951 Gefängnisseelsorger in Tegel. Als Gefängnispfarrer war er auch in Plötzensee und Moabit tätig.
Zudem war er Mitglied der Bekennenden Kirche und damit ein Gegner der Nationalsozialisten. Er begleitete unter anderem Inhaftierte des deutschen und ausländischen Widerstands, zum Beispiel der Roten Kapelle, des Kreisauer Kreises und des 20. Juli 1944. Vielen stand er bis in ihre letzten Stunden zur Seite und wurde Zeuge von etwa 1.000 Hinrichtungen. Ab 1951 war Poelchau der erste Sozialpfarrer der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg.
Dorothee Poelchau (geb. Ziegele) besorgte Lebensmittel und betreute die Verfolgten, die in der eigenen Wohnung aufgenommen wurden. Zudem stellte sie Kontakte für die Unterzubringenden her. Sie bereitete auch die Speisen zu, die ihr Mann den Häftlingen in den verschiedenen Gefängnissen zukommen ließ. 1972 wurden Harald und Dorothee Poelchau von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem als Gerechte unter den Völkern geehrt.