Zur Einweihung der Einrichtung am Leipziger Universitätsklinikum kamen auch Königin Silvia von Schweden und Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD). Das Childhood-Haus ist ein Gemeinschaftsprojekt der Leipziger Klinik und der World Childhood Foundation. Die Stiftung war 1999 von der schwedischen Monarchin gegründet worden und unterstützt weltweit Projekte zur Stärkung der Kinderrechte. Die Leipziger Klinik hatte sich vor zwei Jahren für die Einrichtung des Hauses in der Messestadt beworben.
Wichtigstes Anliegen der ambulanten Einrichtung ist es, betroffenen Kindern und Jugendlichen ein geschütztes Umfeld zu bieten und schonend eine juristische Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zu erreichen. Dazu stehen an der Klinik neben medizinischen Untersuchungsräumen auch Befragungszimmer zur Verfügung. Geschultes Personal aus Medizin, Polizei und Justiz kommt je nach Bedarf in dem Haus zusammen. Ziel ist, dass Opfer ihre Aussage möglichst nur einmal machen müssen, um ihnen ein womöglich langwieriges Gerichtsverfahren zu ersparen.
Königin Silvia von Schweden sagte, das Leipziger Team habe "wirklich Wunderbares geleistet". In der Einrichtung würden Kinder, die von Gewalt und Missbrauch betroffen sind, unter einem Dach medizinisch, juristisch und therapeutisch bereut. "Kinder, die in das Childhood-Haus kommen, brauchen unseren Schutz und unsere Hilfe, sie brauchen verantwortungsvolle Erwachsene, die dem Kind zuhören und es ernst nehmen", erklärte die aus Heidelberg stammende Monarchin und ergänzte: "Kinder möchten, dass wir uns in ehrlicher Weise um sie kümmern."
Barley dankte der Königin für ihr Engagement für Missbrauchsopfer auch in Deutschland. "Kinder sind die verletzlichsten Mitglieder unserer Gesellschaft und haben deswegen besonderen Anspruch auf unseren Schutz", sagte die Ministerin. Die Diskussion in der Öffentlichkeit konzentriere sich häufig auf die Täter, dabei müssten die Kinder in den Fokus gerückt werden, betonte Barley. Aus juristischer Perspektive könne das Childhood-Haus dabei helfen, vor Gericht verwertbare Aussagen der Betroffenen zu gewinnen. "Wir müssen den traumatisierten Kindern die Last ersparen, dass sie immer wieder retraumatisiert werden und aussagen müssen", so die Ministerin.
Das Konzept des Childhood-Hauses fußt auf einem Modell aus den USA und wurde in den 80er Jahren in Skandinavien weiterentwickelt. Unter dem Namen Barnahus ("Kinderhaus") eröffnete die erste Einrichtung in Europa 1998 in der isländischen Hauptstadt Reykjavik. Weitere folgten in Schweden, Norwegen und Dänemark. Nach Angaben der Stiftung sind weitere Einrichtungen in Berlin, Hamburg und Heidelberg geplant.