Dass die Aufstellung einer vier Meter großen Statue des türkischen Staatspräsidenten auf dem Platz der deutschen Einheit polarisieren werde, sei klar gewesen, sagte die Kommunikationsleiterin des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Caroline Lazarou, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Ausmaß von Auseinandersetzungen habe sich aber erst nach der Aufstellung gezeigt. Öffentliche Sicherheit gehe vor Kunst, stimmte Lazarou der Stadt zu.
Die goldfarben lackierte Statue aus Beton zeigt Recep Tayyip Erdogan im Kunststil kommunistischer Staats- und Parteichefs mit ernstem Gesichtsausdruck, den rechten Arm erhoben und den Zeigefinger ausgestreckt.
Nach Polizeiangaben verlief der Abbau weitgehend friedlich. Die rund 100 Personen vor Ort seien der Aufforderung, den Platz zu verlassen, ohne weiteres nachgekommen. Das Kunstwerk sei von der Feuerwehr abtransportiert worden. Ein Mann sei vorübergehend in Gewahrsam genommen worden. Er habe nach der Räumung des Platzes andere Anwesende provoziert. Einem Platzverweis sei er nicht gefolgt.
"Die Kunst muss das, was ist, sichtbar machen. Weil wir dann damit umgehen müssen", zitierte Lazarou den Intendanten des Staatstheaters als Veranstalter der Wiesbaden-Biennale, Uwe Eric Laufenberg, zur Begründung der Statue. Kunst trete dann auf, wenn Emotionen plötzlich frei gesetzt werden, die schon da seien. "Sie sollen lieber an einem Kunstobjekt ausagiert werden als in politischen Auseinandersetzungen oder Kriegen", zitierte die Sprecherin Laufenberg.
Die Stadt war nach eigenen Angaben selbst von der Figur überrascht worden. Das Hessische Staatstheater habe innerhalb eines Gesamtpakets der Wiesbaden-Biennale die Aufstellung eines Containers und einer "menschenähnlichen Statue" auf dem Platz beantragt und bis zum Ende der Biennale am 2. September genehmigt bekommen.
Der Magistrat der Stadt befasste sich am Dienstag mit der Kunstaktion, da sie "für zahlreiche Irritationen gesorgt" habe, wie Pressesprecherin Ilka Gilbert-Rolke sagte. Im Rahmen der im Grundgesetz garantierten Kunstfreiheit wollte die Stadt demnach die Statue nicht beanstanden. Sie kündigte jedoch an einzuschreiten, falls von dem Kunstwerk eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ausgehe.