Laschet hatte eine Teilnahme an der Eröffnung der Ditib-Großmoschee am Samstagnachmittag in Köln-Ehrenfeld abgelehnt, der Erdogan beiwohnen wird. Geplant ist aber ein kurzes Treffen mit dem türkischen Staatspräsidenten im militärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn.
Die Begegnung sollte eigentlich auf Schloss Wahn im gleichnamigen Kölner Stadtteil stattfinden. Das verhinderte jedoch der Eigentümer des Barockschlosses am Freitag über eine Verfügung des Landgerichts Köln (AZ: 5 O 383/18). Laschet sagte, bei dem Treffen sollten vor allem die Themen Religionsfreiheit und das friedliche Zusammenleben der Kulturen im Zentrum stehen. Der Streit über Menschenrechte, Pressefreiheit und die Situation inhaftierter Deutscher in der Türkei prägte bereits Erdogans politische Gespräche am Freitag in Berlin.
Der frühere SPD-Chef Martin Schulz betonte, Laschet müsse den türkischen Präsidenten darauf hinweisen, dass Ditib keinerlei Politisierung des Islam betreiben dürfe. "Täte es diese staatliche Religionsbehörde trotzdem, wäre Deutschland gezwungen, Ditib nachrichtendienstlich zu beobachten", sagte Schulz der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag). Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) sagte der "Saarbrücker Zeitung" (Samstag): "Religionsfreiheit ja - einen verlängerten Arm der Erdogan-Regierung im Gewand eines Religionsverbandes aber dürfen wir nicht dulden."
Prominente Kölner äußerten sich vor dem Erdogan-Besuch in Beiträgen im "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag) ebenfalls kritisch. Wenn Erdogan die Partnerschaft mit Deutschland wiederbeleben wolle, müsse er "den ruinösen Weg eines autoritären Regimes verlassen", erklärte der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP). Der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff schrieb, die Freilassung der inhaftierten Journalisten und aller Deutscher sei die Mindestvoraussetzung für finanzielle Hilfen Deutschlands an die Türkei.
Der Moderator Jürgen Domian schrieb in seinem an Erdogan gerichteten Beitrag: "Meine türkischstämmigen und muslimischen Freunde und ich heißen Sie in Köln nicht willkommen." Erdogan solle zunächst "sein Land in Ordnung bringen" und Repräsentanten des deutschen Staates nicht als Nazis beschimpfen. "Dann können Sie gern wiederkommen." Die Publizistin Alice Schwarzer schrieb an den türkischen Präsidenten gerichtet, die Großmoschee in Köln sei "eine gewaltige Propaganda-Zentrale für Ihre anti-demokratische Politik".
Die Eröffnung der rund 30 Millionen Euro teuren Moschee mit einem Kuppelsaal für 1.100 Gläubige findet am Nachmittag in erheblich kleinerem Rahmen statt als ursprünglich geplant: Die Stadt Köln verbot am Freitagabend eine Außenveranstaltung, zu der bis zu 25.000 Menschen erwartet wurden. Die Ditib habe kein ausreichendes Sicherheitskonzept vorgelegt, erklärte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Auch Reker wird nicht an der Moschee-Eröffnung teilnehmen, weil bis Mittwoch noch nicht klar gewesen war, ob sie bei der Veranstaltung sprechen dürfte.
Gegen Erdogan wollen am Samstag auf mehreren Demonstrationen in Köln einige tausend Menschen auf die Straße gehen. Die vermutlich größte Demonstration von Erdogan-Kritikern ist mit 7.000 Teilnehmern auf der Deutzer Werft angemeldet. Die Polizei ist mit rund 4.000 Beamten im Einsatz. Weite Teil der Innenstadt werden abgesperrt. Beeinträchtigungen gibt es auch auf dem Autobahnring und für die Rhein-Schifffahrt, außerdem wurde eine Flugverbotszone eingerichtet.