Dienstjahr für Flüchtlinge stößt auf breite Ablehnung

Annegret Kramp-Karrenbauer, Generalsekretärin der CDU
Michael Kappeler/dpa
Flüchtlinge und Asylbewerber sollen in ein allgemeines Dienstjahr für junge Leute einbezogen werden, so CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer.
Dienstjahr für Flüchtlinge stößt auf breite Ablehnung
Die Debatte über ein soziales Dienstjahr für junge Leute nimmt wieder Fahrt auf. Bisher wurde vor allem diskutiert, ob ein Sozialjahr freiwillig bleiben oder verpflichtend werden soll. Jetzt wird in der CDU überlegt, auch Flüchtlinge einzubeziehen.

CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer will auch Flüchtlinge und Asylbewerber in ein allgemeines Dienstjahr für junge Leute einbeziehen. Für diesen Vorstoß erntete sie am Wochenende Kritik von Oppositionsparteien, SPD und Wohlfahrtsverbänden. Zustimmung kam dagegen vom sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU). Strittig bleibt auch, ob junge Menschen zu einem sozialen Dienstjahr verpflichtet werden sollen. In der auch CDU-intern umstrittenen Frage sprachen sich der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans und Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm (beide CDU) für einen Pflichtdienst aus.

Diene derr Integration in Staat und Gesellschaft

Kramp-Karrenbauer sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag): "Wenn Flüchtlinge ein solches Jahr absolvieren, freiwillig oder verpflichtend, dient das ihrer Integration in Staat und Gesellschaft." In der Bevölkerung würde dies "die Akzeptanz erhöhen, dass Flüchtlinge bei uns leben". Auch Kretschmer erwartet durch einen solchen Schritt Hilfe bei der Integration. "Ich halte es für einen guten Vorschlag, wenn Deutsche und Migranten einen gemeinsamen Dienst für unsere Gesellschaft leisten", sagte er den Funke-Zeitungen (Montag).

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil warf der CDU-Politikerin dagegen vor, sie zettele eine populistische Debatte über Flüchtlinge an, um von anderen Themen abzulenken: "Die Union hat Angst vor einer Debatte über stabile Renten und die Verlässlichkeit des Staates, weil sie hier völlig ideenlos ist", sagte Klingbeil den Funke-Blättern (Sonntag/Montag).

Flüchtlinge stattdessen in regulären Arbeitsmarkt integrieren

Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagfraktion, Marco Buschmann, bewertet den Vorschlag Kramp-Karrenbauers als "sozialen Sprengstoff", der keinen Beitrag zur Befriedung des gesellschaftlichen Konflikts um die Integration leiste. Flüchtlinge sollten stattdessen in den regulären Arbeitsmarkt integriert werden, sagte Buschmann der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS).

Ähnlich äußerte sich der Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion, Jan Korte. Ein verpflichtender Dienst "wäre sicherlich keine geeignete integrative Maßnahme - eine reguläre Beschäftigung hingegen schon", erklärte er in Berlin.



Für "völlig absurd" hält der Paritätische Wohlfahrtsverband den Vorstoß der CDU-Generalsekretärin. "Einerseits will die CDU integrierte Flüchtlinge vom Arbeitsmarkt fernhalten und abschieben, andererseits macht sie dann einen Vorschlag, nach dem Asylbewerber ohne Sprachkenntnis in Pflegeheimen und Kitas arbeiten sollen", kritisierte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider in der FAS. Die Präsidentin des Deutschen Rotes Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, plädierte im selben Blatt dafür, "die vorhandenen Strukturen der Freiwilligendienste konsequent zu nutzen und auszubauen". Diese Dienste müssten auch Flüchtlingen offenstehen.

Eine Schule der Empathie

Saar-Ministerpräsident Hans erhofft sich von einer Dienstpflicht, dass sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt. Angesichts hoher sozialer Standards dürfe erwartet werden, "dass junge Menschen ihrem Land etwas zurückgeben", sagte er der "Bild am Sonntag". Ex-Arbeitsminister Blüm argumentierte in der "Welt am Sonntag" mit einer "Einübung in die Gesamtverantwortung aller Staatsbürger". Es würde "in diesem verpflichtenden Sozialjahr weniger um die Senkung der Kosten des Sozialstaats, sondern mehr um eine Schule der Empathie" gehen.

Nach den Worten Kramp-Karrenbauers, die die Debatte ausgelöst hatte, gibt es derzeit in der CDU eine "große Sympathie" dafür, den Dienst zur Pflicht zu machen. Sie selbst sei "noch nicht ganz entschlossen". Für das neue Grundsatzprogramm der Partei solle in den kommenden zwei Jahren eine Entscheidung gefällt werden. Für eine allgemeine soziale Dienstpflicht müsste das Grundgesetz geändert werden.