Der Redaktion sei "ein schwerer Fehler unterlaufen", heißt es in einem "In eigener Sache" auf der Titelseite der kommenden Ausgabe vom 5. August 2018. Auch der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Markus Dröge, nimmt in der Ausgabe Stellung zu der Karikatur, die den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu dabei zeigt, wie er einen dicken Fisch mit der Aufschrift "Juden" füttert, während ein kleiner daneben im Aquarium mit der Aufschrift "Araber" leer ausgeht.
Offenbar wurde die in der Ausgabe vom 29. Juli 2018 erschienene Karikatur von Lesern als antisemitisch empfunden. Es gebe in Verlag und Redaktion keinen Antisemitismus, betont die Redaktion. Der Abdruck sei in kritischer politischer Absicht gegenüber dem neuen Nationalstaatsgesetz geschehen - "und bedeutet in der fatalen Annahme, dass es eine rein politische Karikatur in unserer Zeitung zu diesen Themen geben könnte, eine nicht zu entschuldigende Geschmacklosigkeit". Man habe "zu kurz gedacht" und die Herausgeber nicht eingebunden, heißt es in der Entschuldigung weiter.
In seinem Beitrag schreibt Bischof Dröge, er sei "entsetzt" gewesen, als er die betreffende Seite aufgeschlagen habe. "Eine solche Karikatur in unserer Kirchenzeitung ist für mich vollkommen inakzeptabel", schreibt er. Es werde mit Bildern suggeriert, "die Juden" würden "die Araber" in Israel "beiseite drücken, aushungern, zerquetschen wollen". Gut und Böse seien klar verteilt. Auch in Israel sei die Kritik an dem Gesetz aber groß.
In einer vielschichtigen Problemlage wie im Nahen Osten würden "einseitige Zuschreibungen von Schuld verbunden mit platten religiösen und ethnischen Identifizierungen nicht der so notwendigen Versöhnung helfen", kritisiert der Bischof. Es seien gerade unbedachte Haltungen, mit denen Klischees und Zuschreibungen transportiert würden, "die heute wieder den Nährboden für Antisemitismus bieten". Dröge gehört zum Kreis der Herausgeber der Zeitung. Er kündigte an, dass in dem Gremium über das Erscheinen der Karikatur beraten werden soll.