"Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, ihn, den Gekreuzigten."
1. Korinther 2,2
"Du aber lerne, ...auf dass du allein Christum, der von den Toten auferstanden, Sünde und Hölle überwunden hat, in deinem Herzen hast; so bist du genesen."
Martin Luther, Am Heyligen Ostertag, von frucht der Aufferstehung Christi. Euangelion Matth. xxviij, 1544
"Ich bin klein, mein Herz ist rein, darf niemand drin wohnen als Jesus allein." Generationen sind mit diesem Kindergebet aufgewachsen. Es atmet den Geist des reformatorischen "Christus allein". Freilich in einer nicht unsympathischen Naivität, die die Tiefe lutherischer Kreuzestheologie und lutherischen Sündenverständnisses abblendet zugunsten einer kindlich-schlichten Herzensfrömmigkeit, die aber doch dicht am Zeugnis des Neuen Testaments bleibt: "Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen!"
Das Bild vom Herzen als Einpersonenhaushalt kontrastiert mit der Erfahrung, dass unser Herz ein abgründiger Ort ist, an dem ganz andere Mächte und Kräfte regieren. "Zwar ist solche Herzensstube wohl kein schöner Fürstensaal, sondern eine finstre Grube; doch, sobald dein Gnadenstrahl in derselben nur wird blinken, wird es voller Sonnen dünken" heißt es im Weihnachtsoratorium im Ton einer verinnerlichten lutherischen Frömmigkeit. Die Radikalität, mit der Luther (und mit ihm schon Paulus) auf die Gnade verweist, weil nur sie das finstre Herz hell zu machen vermag, begründet die Exklusivität, mit der der Glaube an Christus hängt, durch den die Gnade zuteilwird.
Im Herzen entscheidet sich aber nicht nur, was unser Leben bestimmt; mit dem Herzen wenden wir uns der Welt zu oder verschließen uns. Die Gnade macht das Herz weit und frei. Wenn Jesus einzieht, öffnet er Fenster und Türen der Herzenswohnung. Wer Christus im Herzen wohnen lässt, bekommt ein Herz für andere. "Denn sobald Christus durch den Glauben in uns wohnt, treibt er uns durch diesen lebendigen Glauben an seine Werke zu Werken" (Luther).