Sie seien mitverantwortlich dafür, dass das tatsächliche Ausmaß bis heute nicht bekannt sei, erklärte Andresen am Mittwoch bei einem öffentlichen Hearing in Berlin. Die Kirchen hätten "alles dafür getan", dass sich Betroffene nicht bei ihnen melden.
Andresen forderte von der evangelischen und katholischen Kirche, auf die Betroffenen zuzugehen und jeweils eine zentrale Anlaufstelle einzurichten, die leicht zu finden sei. In beiden Kirchen fehle es weiterhin an Transparenz und an einer menschlichen Haltung im Umgang mit den Betroffenen, sagte Andresen.
Beim dritten Hearing der Aufarbeitungskommission ging es um die "Kirchen und ihre Verantwortung zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs". Im Zentrum standen Berichte von Betroffenen. Auch zwei Kirchenvertreter, die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs, die dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehört, und der Missbrauchsbeauftragte der katholischen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, waren zu dem Hearing eingeladen.
Bei der Aufarbeitungskommission haben sich unter 904 Betroffenen auch 65 Menschen gemeldet, die in Kirchengemeinden, Heimen oder kirchlichen Internaten sexueller Gewalt ausgesetzt waren. Aus einer Studie für die Aufarbeitungskommission geht hervor, dass die Hälfte der evangelischen Betroffenen und ein Drittel der Katholiken nicht an kirchliche Stellen herangetreten sind. Von denen, die sich an die Kirche gewandt haben, berichteten sämtliche evangelischen Betroffenen von negativen Erfahrungen. Von den Katholiken gab ein Fünftel an, auf Verständnis gestoßen zu sein.