Das Gemeinwesen und die Demokratie hielten die ungleiche finanzielle Ausstattung der Kommunen auf Dauer nicht aus, sagte er am Donnerstag bei einem Besuch im nordrhein-westfälischen Herten im Rahmen der Imagekampagne "Unerhört" der Diakonie. Menschen in Krisensituationen würden dadurch abgehängt, isoliert und separiert, weil das Geld für Projekte und Betreuung fehle.
Hertens Bürgermeister Fred Toplak (parteilos) kritisierte, der Bund delegiere zu viele nicht gegenfinanzierte Aufgaben an die Kommunen. Auch er werde oft nicht gehört. Die ehemalige Bergbaustadt Herten im Ruhrgebiet ist hoch verschuldet und gilt als eine der ärmsten Kommunen in Deutschland.
"Wir brauchen Change, Veränderung - kein Heimatministerium."
Die Diakonie-Kampagne, die von 2018 bis 2020 laufen soll, will den Angaben zufolge wachrütteln, für eine offene Gesellschaft eintreten und bei "Unerhört"-Foren zu Gesprächen und Begegnungen einladen. Im Fokus stehen Menschen in Krisen- und existenziellen Notsituationen und die Menschen, die Teil der Lösung sein können: Politiker, Vertreter von Sozialeinrichtungen, Kommunen sowie Nachbarn.
Lilie, der am Vormittag im Haus der Diakonie in Herten mit Wohnungslosen gesprochen hatte, sagte, jeder Mensch habe das Recht, dass seine Geschichte gehört werde. Aufseiten gut situierter Menschen fehle oft die Bereitschaft zuzuhören, man rede lieber übereinander statt miteinander. Das sei Gift für die Gesellschaft, warnte der Diakonie-Präsident. "Wir brauchen Change, Veränderung - kein Heimatministerium." Deutschland werde älter, bunter und vielfältiger. "Das lässt sich nur bewältigen, wenn wir einander zuhören und miteinander reden."
Am Nachmittag sollte Diakonie-Präsident Lilie in Recklinghausen an einem Open-Air-Gottesdienst vor der Christuskirche teilnehmen. Im Mittelpunkt sollten "unerhörte" Menschen stehen.