Deutschland will in der internationalen Friedensarbeit neue Wege gehen und die Zusammenarbeit mit Religionsvertretern intensivieren. Auf Einladung des Auswärtigen Amts und des finnischen Außenministeriums debattieren noch bis Mittwoch rund 70 Religionsvertreter aus mehreren asiatischen Ländern in Berlin über die Friedensverantwortung der Religionen. Finnland engagiert sich schon länger für die Einbindung von Religionsvertretern in die internationale Vermittlungsarbeit und zivile Konfliktlösungs-Strategien.
Die frühere finnische Außenministerin Jutta Urpilainen erklärte, "globale Mediation" - Vermittlungsarbeit zur Vorbeugung und Lösung von Konflikten auf zivilem Wege - sei ein Schwerpunkt der finnischen Außenpolitik. Zu Lösungen könne man nur kommen, wenn möglichst viele Beteiligte eingebunden würden, auch Religionsvertreter, sagte sie.
Urpilainen, die Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei war und Finnlands erste Finanzministerin, betonte in diesem Zusammenhang, am wichtigsten sei die Einbindung von Frauen. Sie leisteten weltweit Enormes in der Friedensarbeit. Die Rolle von Frauen ist ein eigenes Thema der Konferenz ebenso wie die Bedeutung religiöser Bildung für Verständigung und Dialog.
Der Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), warnte zur Konferenzbeginn am Dienstag vor dem zunehmenden "religiösen Analphabetismus", der die Verständigung in vielen Gesellschaften erschwere. Klar sein müsse außerdem, dass in Demokratien über jeder religiösen Regel die staatlichen Gesetze stünden und die Grundwerte, die das Zusammenleben regelten. Religiöse Vertreter könnten unter diesen Voraussetzungen strategische Partner in der Friedensarbeit sein. Jede Religion sei dem Frieden verpflichtet, dennoch werde überall auf der Welt im Namen von Religionen Gewalt verübt und Unterdrückung gerechtfertigt. Deutschland und Finnland verfolgten gemeinsam das Ziel, die Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union auf diesem wichtigen Feld zu stärken, sagte Roth.
An der Konferenz nehmen Anhänger des Buddhismus, des Hinduismus und des Daoismus teil aus Ländern wie Indien, Thailand, Malaysia, Sri Lanka, China und Bangladesch sowie weiteren Staaten. Die Rektorin der Internationalen Islamischen Universität von Malaysia, Zaleha Kamarudin, machte sich für eine umfassende religiöse Bildung und verbindliche Regeln stark, um Auswüchsen, Fanatismus und Selbstherrlichkeit, etwa muslimischer Männer, zu begegnen.
Bei einer ersten derartigen Konferenz im Mai 2017 trafen sich bereits einmal mehr als 100 Religionsvertreter aus Europa, Afrika und dem Nahen Osten zum Dialog - jüdische, christliche, muslimische, aber auch Jesiden und Baha'i. Seit 2016 befasst sich im Auswärtigen Amt ein dreiköpfiger Arbeitsstab "Friedensverantwortung der Religionen" mit dem Thema.