Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat am Montag den evangelisch-lutherischen Pastor Wilfried Manneke für sein jahrzehntelanges Engagement gegen Rechtsextremismus mit dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet. Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, betonte in ihrer Laudatio, Manneke lasse "die Neonazis nicht einfach machen". Der Pastor aus Unterlüß bei Celle stelle sich den Rechtsextremisten mutig entgegen, auch wenn er beschimpft oder bedroht werde, sagte sie bei der Preisverleihung in Hannover. "So klar sollten alle vernünftigen Menschen mit einem Funken Bildung und Menschenliebe das tun.
Mannekes Kampf gegen den Rechtsextremismus reicht bis ins Jahr 1995 zurück, als er sich einem Arbeitskreis gegen ein Schulungszentrum von Neonazis anschloss. Der Theologe zählt zudem zu den Gründern des "Netzwerks Südheide gegen Rechtsextremismus" und der Initiative "Kirche für Demokratie - gegen Rechtsextremismus" der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, deren Vorsitzender er mittlerweile ist. Mehr als zehn Jahre lang war er in Südafrika tätig, bevor er in die Lüneburger Heide wechselte. Auch die Erfahrungen mit der Rassentrennung während der Apartheid hätten ihn geprägt, sagte er.
Zentralratspräsident würdigt mutiges Eintreten gegen Rechtsextremismus
Der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, würdigte den Mut des Pastors. Proteste gegen rechts seien gefährlich, betonte er: "Alle, die mitmachen, nehmen ein persönliches Risiko auf sich." Besonders gelte dies für die Organisatoren von Demonstrationen. "Die wenigsten von uns haben diesen Mut und diese Stärke. Mich selbst eingeschlossen." Doch sei dieses Engagement bitter nötig. "Wenn wir uns bequem zurücklehnen und viele Missstände einfach als gegeben hinnehmen, wird unsere Demokratie Schaden nehmen", sagte Schuster. "In meinen Augen ist sie bereits gefährdet."
Schuster verwies auch auf die Gefahren, denen Manneke persönlich ausgesetzt sei. Auch nachdem 2011 ein Brandanschlag auf sein Pfarrhaus verübt worden sei, habe er in seinem Engagement nicht nachgelassen. Selbst seine Kinder seien bereits gemobbt und bedroht worden.
Manneke nahm die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung unter minutenlangem stehendem Applaus entgegen. Zur Preisverleihung hatten ihn neben seiner Frau und seinen vier Söhnen auch zahlreiche Mitstreiter aus Initiativen gegen Rechtsextremismus begleitet. "Es sind viele, die sich mit mir engagieren", sagte der 64-Jährige in seiner Dankesrede. "Die Rechtsextremen gewinnen, wenn wir ihnen tatenlos zusehen", betonte er. "Sie gewinnen, wenn wir uns nur empört abwenden, statt ihnen entgegenzutreten."
Auch wenn er im kommenden Jahr in den Ruhestand tritt, will Manneke sich nach eigenen Worten weiter engagieren. "Rechtsextremismus und christlicher Glaube sind unvereinbar", betonte er. Sein Preisgeld spendete der Pastor an die beiden Initiativen gegen Rechtsextremismus, in denen er engagiert ist, sowie an die Arbeitsgemeinschaft "Bergen-Belsen", die die Arbeit der Gedenkstätte an das frühere Konzentrationslager begleitet.
Mit dem Preis für Zivilcourage zeichnet der Zentralrat seit 2009 Personen und Initiativen für ihr Engagement gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus aus. Der Preis ist nach dem früheren Zentralratspräsidenten Paul Spiegel (1937-2006) benannt.