Diakonie: AfD wartet auf Empörung
Der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie, hat davor gewarnt, auf jede Provokation der AfD öffentlich mit Abwehr zu reagieren. "Wenn man am Modus der Empörung selbst mitschraubt, betreibt man das Marketinggeschäft der Populisten, ob man will oder nicht", sagte Lilie dem Evangelischen Pressedienst (epd). In der Auseinandersetzung mit Populisten müsse man eines lernen, ergänzte er: "Was sie sehr gut können, ist, einem ein stinkendes Auto nach dem nächsten vors Haus zu fahren. Darauf darf man nicht mit großen Abschleppaktionen reagieren, weil sie genau darauf warten."
Nach einer parlamentarischen Anfrage der AfD im Bundestag, die einen Zusammenhang zwischen Zuwanderung, Inzucht und Behinderung herstellte, hatten große Wohlfahrtsverbände eine Anzeige in einer überregionalen Zeitung als Protestaktion geschaltet. Auf die Frage, warum die Diakonie sich daran nicht beteiligte, sagte Lilie, er habe der AfD nicht diese Bühne bieten wollen. Er beurteilte die Antworten der Bundesregierung auf "diese unsägliche Anfrage" als ein "Exempel kluger Politik". "Sie antwortete mit Zahlen und Fakten und sagte damit: Das ist die Liga, in der wir spielen", sagte er.
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Lilie warb für Beteiligung am "Tag der offenen Gesellschaft", bei dem am kommenden Samstag alle Bürger dazu aufgerufen sind, sich mit Aktionen für Demokratie und Toleranz stark zu machen. Der Präsident des evangelischen Wohlfahrtverbandes will an einer großen Tafel in der Mitte Berlins mit Menschen ins Gespräch kommen, auch mit AfD-Wählern: "Alle Menschen, die gehört werden wollen und bereit sind, andere anzuhören, sind herzlich willkommen", sagte er. Wer aber Positionen vertrete, die anderen das Recht absprechen, Teil der Gesellschaft zu sein, lade sich selbst aus, sagte Lilie.
Er betonte, AfD-Sympathisanten seien auch unter Kirchenmitgliedern. Es sei auch denkbar, dass eine Diakonie-Mitarbeiterin Mitglied der AfD ist. Die Frage sei, ob und wie sich die Mitgliedschaft in der konkreten Arbeit auswirke. Die Diakonie stehe für eine vorbehaltlose Annahme aller Menschen unabhängig von Portmonnaie, sexueller Orientierung oder Hautfarbe. "Wer dagegen verstößt, bekommt mit uns als Arbeitgeber ein Problem", sagte er.