Im Zusammenhang mit dem Kreuzerlass habe er Unterstützung sowohl vom emeritierten Papst Benedikt XVI. als auch von anderen hochrangigen Vatikanvertretern erhalten, sagte Söder vor Journalisten. Nach dem Kreuzerlass müssen seit 1. Juni im Eingangsbereich der Dienstgebäude des Freistaats Kreuze angebracht sein.
"Benedikt begrüßt ausdrücklich unsere Aktivitäten beim Kreuz", betonte Söder. Auch der vatikanische Außenminister, Erzbischof Paul Gallagher, habe "Rückendeckung" gegeben. Die Mehrheit der Bayern und die Mehrheit der Stimmen aus der Kirche seien ebenfalls positiv ausgefallen. Das Kreuz sei "in erster Linie ein religiöses Symbol", in Bayern komme ihm jedoch darüber hinaus eine Bedeutung als Zeichen einer in der Verfassung verankerten Identität zu, unterstrich der Ministerpräsident, der in Rom auch dem emeritierten Papst Benedikt XVI. einen Besuch abstattete. Mit Franziskus führte Söder nach eigenem Bekunden ein religiöses Gespräch. Benedikt habe bei seiner anschließenden Begegnung einen "geistig sehr frischen Eindruck" gemacht. Im Gespräch mit ihm sei es um aktuelle Fragen in Deutschland, in Bayern und auf europäischer Ebene gegangen.
Opposition wirft Söder Machtmissbrauch vor
Die Opposition, die seit Tagen die Kreuzpflicht heftig kritisiert, legte am Freitag in München nach: "Ein souveräner Ministerpräsident würde den Fehler einräumen und den Erlass zurücknehmen", sagte die bayerische SPD-Chefin Natascha Kohnen der "Augsburger Allgemeinen" (Freitag). Söder habe das Kreuz für ein Wahlkampf-Manöver für die Landtagswahl im Oktober missbraucht. "Das hat mich wie viele andere Christinnen und Christen empört." Auch die anderen Oppositionsparteien - Grüne, Linkspartei und FDP - kritisierten den Beschluss erneut und forderten, ihn rückgängig zu machen.
Söder verteidigte unterdessen am Freitag seine Entscheidung: Das Kreuz sei natürlich zuerst ein religiöses Symbol, aber eben auch ein Symbol für Identität. Bereits jetzt hingen in Gerichtssälen und in Schulen Kreuze, sagte Söder im Radiosender Bayern 2, "insofern ist das eine, wie ich finde, völlig angemessene Sache". Bewusst solle es keinen Zwang geben, "aber wir haben die klare Vorschrift und Empfehlung".
Ende April hatte die bayerische Staatsregierung beschlossen, die allgemeine Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaats zu ändern. Im Paragraf 28 heißt es nun: "Im Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes ist als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns gut sichtbar ein Kreuz anzubringen." Gemeinden, Landkreisen und Bezirken bleibt es selbst überlassen, ob sie ein Kreuz aufhängen, laut Staatskanzlei wird ihnen aber empfohlen, entsprechend zu verfahren. Betroffen vom Kreuzerlass sind mehr als tausend Dienstgebäude. Ausgenommen sind die Bereiche Wissenschaft und Kunst - also Museen, Hochschulen, Theater oder Opernhäuser. Wo und wie die Kreuze angebracht werden, soll den Behördenleitern überlassen sein. Kontrollen, ob tatsächlich Kreuze aufgehängt werden, sind aber nicht geplant.
Auch aus den Kirchen hatte es teils harsche Kritik am Kreuzerlass gegeben. Kardinal und Erzbischof von München, Reinhard Marx, kritisierte ihn scharf, weil er "Spaltung, Unruhe, Gegeneinander" schaffe. Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sagte, das Kreuz sei "das Zeichen unseres Herrn und Heilands Jesus Christus" und nicht unterschiedlicher politischer Überzeugungen.