Christliche Symbole sollten nach den Worten des Kulturbeauftragten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, einen Platz im öffentlichen Raum haben. Der deutsche Staat sei zwar säkular, sollte aber nicht in vorauseilendem Gehorsam religiöse Themen vermeiden, sagte Claussen am Mittwochabend bei den Bonner Gesprächen der EKD zum Thema "Religiöse Symbole im öffentlichen Raum".
Zugleich beurteilte er den Beschluss der bayrischen Landesregierung, Kreuze im Eingangsbereich aller Landesbehörden aufzuhängen, kritisch. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte erklärt, das Kreuz werde nicht als christliches Symbol aufgehängt, sondern als Zeichen der kulturellen Prägung. Es werde mit dem Kreuz als Identitätssymbol gespielt, aber inhaltlich bleibe man vage, sagte Claussen. "Man spitzt die Lippen, aber pfeift nicht richtig."
Das Erbe der deutschen Religionskultur bestehe in der Kunst der Differenzierung, sagte Claussen. "Deutschland ist kein religiös geprägter Staat, aber ein Staat, der Religion fördert." Durch die Säkularisierung der Gesellschaft nehme einerseits die Bindung der Menschen an die Kirchen ab. Zugleich nehme aber die Beschäftigung mit der Sichtbarkeit von Religion zu, stellte der EKD-Kulturbeauftragte fest.
Als Beispiel nannte er die Diskussion um die Rekonstruktion des Kreuzes auf der neuen Berliner Schloss-Kuppel. Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hatte sich gegen die Wiedererrichtung des Kreuzes ausgesprochen. Die wieder aufgebaute Preußen-Residenz soll unter dem Namen Humboldt Forum ein Kunst- und Kommunikationszentrum werden, in dem Ausstellungen zu außereuropäischen Kulturen gezeigt werden sollen. "Das kann nur mit einem Verständnis der Religionen gelingen," sagte Claussen. Das Kreuz auf der Schlosskuppel sei kein Herrschaftszeichen, sondern ein Anstoß, über Religion nachzudenken.