Allein in den vergangenen zwei Monaten seien mindestens 2.600 Menschen auf dem Mittelmeer vor Libyen abgefangen und anschließend in die berüchtigten Lager des Landes gebracht worden, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch in Brüssel.
Die EU sei wegen ihrer Unterstützung der libyschen Küstenwache für die Not der Menschen mitverantwortlich, kritisierte Amnesty. Die EU hat hingegen immer wieder argumentiert, damit Menschenleben auf See retten zu helfen und das Modell der Schlepper zu bekämpfen, die Migranten nach Europa zu bringen versprechen.
Mindestens 7.000 Migranten und Flüchtlinge säßen gegenwärtig in den Haftanstalten fest, erklärte Amnesty. Platz, Nahrung und Wasser seien dort knapp und den Menschen drohe Misshandlung und Folter. Im März seien demgegenüber in den Lagern lediglich 4.400 Menschen gefangengehalten worden.
Die EU hatte Ende vergangenen Jahres gemeinsam mit der Afrikanischen Union und den Vereinten Nationen ein Programm zur Rückführung von Menschen aus den libyschen Lagern vor allem in andere afrikanische Länder gestartet. Amnesty zufolge hat dieses Programm zunächst tatsächlich zu einem starken Rückgang der Zahl der Gefangenen geführt. Dieser Trend sei nun aber durch das Aufgreifen vieler Menschen auf See wieder umgekehrt worden.