Tausende Trierer haben am Samstag mit prominenten Gästen den 200. Geburtstag von Karl Marx gefeiert. Begleitet von Protesten, aber ohne größere Zwischenfälle wurde am Samstag eine umstrittene Bronzeskulptur von Marx (1818-1883) enthüllt. Die Statue des Philosophen und Ökonomen auf dem Simeonstiftplatz nahe der Porta Nigra ist ein Geschenk der Volksrepublik China. Bei der Wiedereröffnung des Museums im Trierer Geburtshaus von Karl Marx betonte die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles die Bedeutung seiner Lehren für den Umgang mit der digitalen Revolution.
Die Zukunft ist eine "soziale Aufgabe"
Nahles sagte, die Gesellschaft stehe durch den heutigen "Digitalkapitalismus" und die Steigerung der Produktivität vor ähnlichen Herausforderungen wie zu Zeiten der Industriellen Revolution vor 200 Jahren. Es bleibe eine "soziale Aufgabe", die Zukunft für die Menschen zu gestalten. Die SPD werde weiter für eine solidarische Marktwirtschaft kämpfen, sagte die Parteichefin.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) warnte bei dem Festakt davor, Marx für in seinem Namen errichtete Diktaturen verantwortlich zu machen. Er dürfe aber auch nicht "zum Heiligen hochstilisiert" werden. "Es gibt kein Schwarz-Weiß", betonte Dreyer. Das Geburtshaus von Karl Marx in Trier, das anlässlich des 200. Geburtstags am 5. Mai mit neuer Dauerausstellung wiedereröffnet wurde, wird seit 1968 von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung als Museum betrieben. Bei dem Festakt verlas der Moderator Günther Jauch die Geburtsurkunde des Philosophen, die einer von Jauchs Vorfahren unterzeichnet hatte.
Bei strahlendem Sonnenschein wurde am Samstagmittag die mit einem roten Tuch verhüllte Marx-Statue vor rund 3.000 Zuschauern eingeweiht. Die Skulptur ist mit Sockel 5,50 Meter groß und zeigt den Vordenker des Kommunismus erhobenen Hauptes und nach vorne schreitend. Neben Anhängern der in China verfolgten Falun-Gong-Bewegung protestierte auch die AfD mit einem Schweigemarsch, an dem laut Polizei rund 70 Menschen teilnahmen. Der Gegenprotest des Multikulturellen Zentrums Trier gegen den AfD-Marsch startete nach Polizeiangaben mit 150 Teilnehmern und wuchs im Verlauf des Demonstrationszugs auf rund 500 Menschen an.
Die Statue steht und ist unversehrt
Die Polizei zeigte sich zufrieden mit dem friedlichen Verlauf der Proteste. Am Sonntagmorgen sagte ein Polizeisprecher: "Die Statue steht und ist unversehrt." Die Polizei war nach eigenen Angaben mit mehreren Hundertschaften aus Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Nordrhein-Westfalen präsent und hatte die Innenstadt weiträumig abgesperrt. Für die Annahme des chinesischen Geschenks hatte die Stadt Trier auch Kritik unter anderem von der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft, der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und dem Schriftstellerverband PEN-Zentrum geerntet.
Mit einem Bürgerfest feierten die Trierer bis zum frühen Abend den Marx-Geburtstag. Am Samstag öffneten auch die Marx-Ausstellungen "Leben, Werk, Zeit" im Rheinischen Landesmuseum Trier, "Stationen eines Lebens" im Stadtmuseum Simeonstift sowie "LebensWert Arbeit" im Museum am Dom ihre Pforten für Besucher. Die drei Ausstellungen laufen bis zum 21. Oktober.