Weil Familie ein "gesellschaftliches Megathema" sei, starte die Landeskirche für die kommenden fünf Jahre ihr Schwerpunktthema "Partnerschaft, Ehe und Familien stärken", sagte Bildungsdezernent Werner Baur am Samstag in Stuttgart zum Abschluss der Landessynode. Die Landeskirche verfüge bereits über ein weites Spektrum an Möglichkeiten und Einrichtungen. Sie sollen Menschen unkompliziert zugänglich sein und stärker vernetzt werden, erklärte Baur.
Taufen können in der Landeskirche in künftig auch im Schwimmbad oder am Baggersee stattfinden. Die Synode beschloss, dass auch durch das Untertauchen des ganzen Körpers getauft werden kann. Die sogenannte Immersionstaufe ist Praxis in einigen Freikirchen, aber auch in der orthodoxen Kirche, während sich in katholischer und evangelischer Kirche die Taufe durch Besprengen des Täuflings mit Wasser durchgesetzt hat.
Nach Ansicht ihres Theologie-Dezernenten, Oberkirchenrat Ulrich Heckel, sollte die Kirche künftig regelmäßig Großveranstaltungen anbieten. Das ergebe sich aus den Erfahrungen beim Reformationsjubiläum, sagte er. In einer "Eventgesellschaft" brauche es solche Großveranstaltungen, "um offen zu sein und öffentlich wahrgenommen zu werden".
Wenn sich die Kirche nicht auf ein enges Milieu beschränken wolle, müsse sie mit Kulturschaffenden zusammenarbeiten, sagte Heckel. Dadurch könnten Menschen über die Kerngemeinde hinaus erreicht werden.
Im Reformationsjubiläumsjahr 2017 hat die Landeskirche offenbar mehr Kirchenmitglieder verloren als im Jahr zuvor. "Wann beschäftigt sich die Kirche endlich mit Mitgliedergewinnung und Mitgliederbindung?", fragte der Synodale Michael Schneider das "Kirchenparlament". In den beiden vorherigen Jahren hatte die Zahl der Austritte abgenommen: Nach Angaben auf der Homepage der Landeskirche traten im Jahr 2016 rund 16.700 Menschen aus der Landeskirche aus, im Jahr 2015 waren es noch 18.410. Dem stehen 1.900 Aufnahmen (Vorjahr: 2.035) gegenüber.
Landesbischof Frank Otfried July hatte sich zum Auftakt der Synode gegen eine öffentliche Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren ohne Rechtsgrundlage ausgesprochen. "Dies ist zum einen dienstrechtlich problematisch, zum anderen haben alle Pfarrerinnen und Pfarrer der Landeskirche die Aufgabe, das Amt der Einheit mitzugestalten", sagte er.
Bei der vergangenen Herbstsynode war die Einführung von Segnungsgottesdiensten für gleichgeschlechtliche Paare knapp an der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit gescheitert. Das Thema wird in der Landeskirche seitdem weiterhin kontrovers diskutiert - einzelne Pfarrer haben öffentlich erklärt, auch ohne entsprechenden Synodenbeschluss homosexuelle Paare öffentlich zu segnen.