Es sei "fatal, anzunehmen, dass sich rechte Positionen erübrigen, wenn man ihnen auf der Buchmesse mit Argumenten begegnet", heißt es in dem Brief. Es müsse "stattdessen darum gehen, menschenverachtenden Positionen den Raum zuzuweisen, den sie verdienen: Außerhalb des demokratischen Meinungsspektrums, außerhalb von dem, was zur Diskussion steht". Hausordnung und Teilnahmebedingung der Leipziger Messe seien änderbar, wenn der politische Wille dazu bestehe.
Die Schriftsteller Uwe Tellkamp und Durs Grünbein hatten auf einem Podium am Donnerstagabend in Dresden gegen einen Ausschluss von rechten Verlagen auf der Buchmesse plädiert. Eines der höchsten Güter sei die "freie uneingeschränkte Meinungsäußerung", sagte Grünbein. Die offene Gesellschaft habe viele Feinde. Aber "der Mensch muss nicht klagen", sagte Grünbein, "er kann konstatieren". Tellkamp sagte, es sei alles zu akzeptieren, "was justiziabel ist".
In diesem Jahr werden auf der Buchmesse in Leipzig unter anderem erneut das "Compact Magazin" und der Verlag "Edition Antaios" ausstellen. Diese Medien hätten sich "zum Sprachrohr und Stichwortgeber der neuen Rechten entwickelt", hieß es. An ihren Ständen sollen zum Beispiel der wegen Volksverhetzung verurteilte Autor Akif Pirinçci und der umstrittene Publizist Jürgen Elsässer sprechen.
"Wir wehren uns dagegen, Dinge zu verhandeln, die in einer offenen Gesellschaft nicht verhandelbar sind. Wir wünschen uns die Leipziger Buchmesse als einen Ort der Vielfalt - deshalb darf dort kein Raum für jene sein, die die Vielfalt bekämpfen wollen", heißt es in dem Brief weiter. Die Initiatoren fordern zudem eine "klare Position" von der Stadt Leipzig. Unterzeichnet ist der Brief von Studierenden und Beschäftigten der Literaturinstitute in Leipzig, Hildesheim, Wien und dem schweizerischen Biel sowie von Autoren.