Die umstrittene "Hitler-Glocke" in der evangelischen Kirche im pfälzischen Herxheim am Berg bleibt hängen. Die 1934 gegossene Glocke mit der Inschrift "Alles fuer's Vaterland - Adolf Hitler" und einem Hakenkreuz soll auch wieder läuten, wie der Herxheimer Ortsgemeinderat am Montagabend beschloss. Mit zehn Ja- und drei Nein-Stimmen folgte das Gremium damit den Empfehlungen der Glockensachverständigen der pfälzischen Landeskirche, Birgit Müller.
Laut Gutachten ist die Glocke sowohl ein zeitliches Dokument als auch ein Klangdokument und steht unter Denkmalschutz. Im öffentlichen Interesse bedürften auch unbequeme Denkmäler Schutz und Pflege, erklärte die Sachverständige weiter. Zuallererst sei die Glocke, die der Ortsgemeinde gehört, ein Musikinstrument, das seit 84 Jahren zu dem Dorf gehöre und damit ein akustisches Denkmal sei. Die problematische Inschrift und Symbolik bewirke, dass die Glocke ein Mahnmal gegen das Vergessen sei.
Gesetzlich sei es weder erlaubt, die Glocke zu verkaufen noch einzuschmelzen, stellte das Gutachten fest. Einzige Alternative zum Verbleib im Kirchturm sei eine Entsorgung in einem Museum. Die Glocke nur für Sonderausstellungen aus dem Depot eines Museumskellers hervorzuholen, sei jedoch eine Flucht vor einer angemessenen und aufgeklärten Erinnerungskultur.
Der Gemeinderat habe es sich bei der Diskussion um die Glocke nicht einfach gemacht, betonte der Herxheimer Bürgermeister Georg Welker (parteilos) in der Ratssitzung. Der Ruhestandspfarrer sprach von einem Dilemma. Der Rat habe nur die Wahl gehabt zwischen zwei Entscheidungen, die beide negative Auswirkungen hätten. Welker hatte sich bereits vor seiner Wahl zum Bürgermeister im Dezember für einen Verbleib der Glocke ausgesprochen.
Der Gemeinderat beschloss auch, dass an der Kirche eine Mahntafel angebracht werden soll. Außerdem werde die Gemeinde jedes Jahr zu Veranstaltungen einladen, die sich mit der Zeit des Nationalsozialismus sowie mit Themen wie Gewalt und Unrecht in Geschichte und Gegenwart befassen.
Kirche unterstützt Gemeinden mit Hitler-Glocken
Seit Sommer vergangenen Jahres erregt die Glocke in dem rund 800 Einwohner zählenden Herxheim am Berg im Landkreis Bad Dürkheim die Gemüter und macht bundesweit Schlagzeilen. Im Laufe der Debatte musste der Vorgänger Welkers als Ortsbürgermeister wegen relativierender Aussagen über die NS-Zeit zurücktreten. Seit September 2017 ist die Glocke stillgelegt.
Im Laufe der Debatte haben sich sowohl der Zentralrat der Juden in Deutschland als auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) für ein Abhängen der sogenannten Hitler-Glocke ausgesprochen. Auch die Evangelische Kirche der Pfalz befürwortet den Austausch von Glocken mit anstößigen Inschriften aus der Zeit des Nationalsozialismus. Zur finanziellen Unterstützung betroffener Gemeinden stellt die Kirche 150.000 Euro zur Verfügung.