"Die Deutsche Bischofskonferenz läuft der in den Gemeinden schon längst verbreiteten Praxis hinterher, wo sich viele längst nicht mehr um dogmatische Feinheiten scheren", sagte Körtner am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die angekündigte neue Praxis - die schriftlichen Details stehen ja noch aus - sollen es den Bischöfen erlauben, ohne Gesichtsverlust ihren Sanctus zur Praxis zu geben."
Am Donnerstag hatte die katholische Deutsche Bischofskonferenz zum Abschluss ihrer Frühjahrsvollversammlung in Ingolstadt bekanntgegeben, in Einzelfällen ein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten ermöglichen zu wollen, wenn es um Ehepartner unterschiedlicher Konfession geht. Eine pastorale Handreichung werde in den kommenden Wochen fertiggestellt. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) reagierte erfreut. "Für Menschen, die nicht nur ihren Glauben an Jesus Christus, sondern auch ihr Leben miteinander teilen, stellt das eine echte Erleichterung dar", teilte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, mit.
Dazu erklärte Körtner: "Nach wie vor wird es aber, soweit ich verstanden habe, dem katholischen Ehepartner untersagt sein, am evangelischen Abendmahl teilzunehmen. In meinen Augen ist das alles ein Murks. Aber die EKD-Spitze ist ja auch nicht unbedingt an solider Theologie interessiert, sondern nur an guter Stimmung und ökumenischer Beziehungsarbeit." Ulrich Körtner ist Ordinarius für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.