Das Gebet hat nach Überzeugung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, eine einheitsstiftende Kraft. "Echtes Gebet ist das Gegenteil eines konfessionellen Kampfbetens, das die je eigenen Glaubensüberzeugungen im Gebet einfach nur zu bestätigen suchen würde", sagte Bedford-Strohm am Dienstagabend laut Manuskript in seiner Predigt im Münchner Liebfrauendom.
Dort fand der ökumenische Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen statt, der von Bedford-Strohm, Kardinal Reinhard Marx, dem rumänisch-orthodoxen Bischof Sofian von Kronstadt und dem eritreisch-orthodoxen Priester Vater Petros Beraki geleitet wurde.
Es gebe nach wie vor Grenzen zwischen den Konfessionen, sagte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist. An einem Tag, an dem viele Menschen ganz unterschiedlicher Konfessionen zusammengekommen seien, "spüren wir, dass diese Grenzen ihre Macht immer mehr verlieren". Wenn man bete, trete die rechte Lehre in den Hintergrund. "Wenn die rechte Lehre beim Gebet im Vordergrund stünde, würden wir ja im Gespräch mit Gott nicht auf ihn und seine Stimme hören, sondern Gott selbst zu belehren versuchen."
Die weltweite Gebetswoche für die Einheit der Christen findet vom 18. bis 25. Januar statt und wird seit 1908 von Christen aller Konfessionen mit zahlreichen Gottesdiensten und Veranstaltungen begangen. Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen und der Ökumenische Rat der Kirchen verantworten sie gemeinsam. In Deutschland wird die Gebetswoche getragen von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK).