Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, fordert Antisemitismusbeauftragte bei der Bundesregierung und in den Ländern. Zur Begründung verwies er am Montag in Bad Neuenahr auf nach wie vor tief verwurzelte antisemitische Einstellungen in der Bevölkerung sowie auf die Zuwanderung von Menschen, die mit einem Hass auf Israel aufgewachsen sind. "Antisemitismus nutzt jede Gelegenheit, um dem Hass freien Lauf zu lassen", sagte der leitende Theologe der zweitgrößten Landeskirche in Deutschland.
Die Aufgabe, dem Antisemitismus entgegenzutreten, sei "nicht delegierbar an die Jüdischen Gemeinden, sondern das ist Christenpflicht und gesamtgesellschaftliche Notwendigkeit", betonte Rekowski, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, in seinem jährlichen Bericht vor der rheinischen Landessynode. "Wo immer Jüdinnen und Juden zu Opfern werden, nimmt auch unsere Gesellschaft Schaden."
Rheinland-Pfalz hatte im Dezember angekündigt, als erstes Bundesland einen Beauftragten zur Bekämpfung des Antisemitismus zu berufen. Der Zentralrat der Juden fordert eine solche Stelle auch im Bund und in anderen Bundesländern. Antiisraelische Proteste pro-palästinensischer Demonstranten in mehreren deutschen Städten, bei denen auch Fahnen mit dem Davidstern verbrannt wurden, hatten vor Wochen eine Debatte über Antisemitismus unter Zuwanderern ausgelöst.