Kirchenleiter im Visier der Behörden

Eritreische Christen bei einem geheimen Treffen.
Foto: Open Doors
Eritreische Christen bei einem geheimen Treffen.
Kirchenleiter im Visier der Behörden
Die Geschichte von Eyal aus Eritrea
Aus keinem anderen Land Afrikas beantragen so viele Flüchtlinge Asyl in Deutschland wie aus Eritrea. Einer der vielfältigen Gründe für ihre Flucht ist die im Land herrschende Christenverfolgung. Knapp die Hälfte der 5,5 Millionen Einwohner des Landes sind Christen. In seinem Bemühen, absolute Kontrolle über die Bevölkerung auszuüben, lässt das Regime immer wieder Christen verhaften, schikanieren und mitunter sogar töten. Sie werden als Agenten des Westens und damit als Bedrohung für den Staat und die Regierung gesehen.

Eyal ist Kirchenleiter einer protestantischen Freikirche in Eritrea, der sich nach einigen Jahren in Haft trotz ständiger Gefahr weiter für seine Gemeinde einsetzt. Er erinnert sich noch genau an die Verhaftungswelle, die im Mai 2002 begann: "Ich kenne eine Frau, deren Kind erst drei Wochen alt war, als sie verhaftet wurde. Junge Leute haben ihre Ausbildung oder auch ihre Hochzeit verpasst." Vor allem Pastoren wurden verhaftet – mit starken Konsequenzen für das Gemeindeleben: "Die Ältesten der Gemeinde wussten nicht, was sie tun sollten. Sie beteten viel miteinander und versuchten, von anderen verfolgten Gemeinden in der Geschichte zu lernen. Sie haben vieles neu organisiert und die Kirche fing wieder an zu wachsen." Und dann kam der Tag, als es Eyal selbst traf: Jemand hatte ihn und seine Glaubensgeschwister verraten, und zahlreiche Christen verschwanden in Gefängnissen.

"Wenn ich an die Zeit im Gefängnis zurückdenke, fange ich immer noch an zu zittern. Die Beamten sagten uns: 'Ihr werdet von den Amerikanern unterstützt. Ihr gehört zur CIA und zu den Äthiopiern und wollt das Volk entzweien. Seid ihr gegen die Regierung?' Während sie diese Fragen stellten, schlugen sie uns. Ich sagte ihnen: 'Nein, ich bete einfach Jesus Christus an. Das ist der Weg der Wahrheit, dem ich folgen muss. Ich bin kein Politiker. Ich kämpfe nicht gegen die Regierung.' Teilweise steckten sie uns in ganz kleine Zellen; manchmal wurden wir angekettet, manchmal mit Ruten geschlagen. Wir waren wie Dreck für sie. Ich habe viele Jahre dort zugebracht. Ich kann kaum glauben, dass ich das überlebt habe. Es war wirklich nur durch die Gnade Gottes. Wir haben gebetet, gefastet und sogar anderen von unserem Glauben erzählt. Viele Menschen haben Jesus Christus angenommen. Das hat uns sehr glücklich gemacht. Auch für unsere Familien war das Leben sehr herausfordernd. Die Regierung hat ihnen von unseren Haftumständen erzählt, um sie einzuschüchtern. Sie haben auch dafür gesorgt, dass unsere Familien aus der Gesellschaft ausgestoßen und als Verräter beschuldigt und beschimpft wurden."

Eine junge Mutter, deren Mann gerade wegen seines Glaubens im Gefängnis sitzt, fügt hinzu:

"Ich kann es kaum aushalten, wenn die Kinder ihren Vater vermissen. Als Mutter mit Kindern ist es sehr schwer. Jeden Tag mache ich mir Sorgen. Werden meine Kinder dem Druck standhalten? In der Schule sind sie isoliert. Heutzutage tragen die Leute bei uns Talismane und Ketten. Meine Kinder tragen keine, also schüchtern die Leute sie ein und behandeln sie schlecht. Sie sagen ihnen: 'Ihr gehört zu einer Sekte.' Sie machen ihnen Angst. Allgemein wünscht uns keiner unserer Nachbarn etwas Gutes. Sie wollen, dass wir festgenommen werden. Das Gesetz hier ermutigt die Leute dazu, uns zu verfolgen."

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Eyal erklärt, wie er mit der ständigen Bedrohung für ihn als Geistlichen umgeht:

"Es stimmt, dass man als Gemeindeleiter in Eritrea gefährlich lebt, denn du weißt: Du könntest als Nächster verhaftet werden. Es ist eine Frage der Vision und der Bestimmung. Du musst dich selbst fragen: Ist diese Vision von Gott? Wenn das so ist, dann bist du auch imstande, dich selbst aufzuopfern.

Jesus selbst ist doch unser bestes Vorbild. Ich lerne von ihm. Ich möchte auch ein Vorbild für diejenigen sein, die mir nachfolgen. Wenn ich nicht standhaft bleibe, wer dann? Wenn ich nicht das Evangelium predige, wer wird es tun? Warum hat Gott mich nach Eritrea gestellt? Warum bin ich kein Amerikaner, Asiate oder Europäer? Gott möchte, dass ich den Menschen in Eritrea das Evangelium bezeuge. Das ist es, was in meinem Herzen brennt.

Die "Kirche Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz" in Asmara, Eritrea.

Meine Familie akzeptiert meinen Dienst und die Tatsache, dass dadurch auch sie mit Leid konfrontiert werden könnten. Ich habe damals meine Verlobte gefragt, ob sie bereit ist, auch in schweren Zeiten an meiner Seite zu stehen. Ihre Antwort lautete: 'Ich bin bereit. Ich werde zu dir stehen, egal was kommt und wo es sein mag.' Ich war so glücklich! Ich dankte Gott, dass er mir so eine Freundin an die Seite gestellt hat. Heute sprechen wir als Familie viel über Leiden. Wir studieren zusammen die Bibel, besonders das Buch der Apostelgeschichte.

Wir erleben, dass Menschen trotz aller Schwierigkeiten zu Christus finden. Dafür danken wir Gott! Wir vertrauen darauf, dass Jesus Christus bei uns ist, denn sonst wären wir gar nicht dazu fähig, unseren Glauben zu behalten.

Und niemand, nicht einmal die Regierung, kann das Evangelium aufhalten. Es breitet sich aus in der Kraft des Heiligen Geistes. Heute geben junge Leute mutig ihren Glauben an Jesus Christus weiter. Wir sind so stolz auf sie! Als Leiter ermahnen wir sie, weise zu sein und wirklich nur unter der Leitung des Heiligen Geistes loszugehen. Sie hören auf uns und folgen unserem Rat.

Nach der Verhaftung vieler Leiter gab es anfänglich Spaltungen zwischen verschiedenen Kirchen und sogar innerhalb von Kirchengemeinden. Aber später sind durch Gottes Gnade all diese Kirchen wieder zusammengekommen, obwohl sie nicht in allen Punkten einig waren und einige Vorstellungen auch in der Lehre sehr unterschiedlich waren. Aber mit der Hilfe Gottes beten wir jetzt wieder miteinander. Wir beten für den Präsidenten, für die Minister, für die Generäle und für alle Personen in Verantwortung. Wir glauben, dass Gott sie eingesetzt hat."

Eyal weiß auch um die vielen Christen, die weltweit für ihre Glaubensgeschwister in Eritrea beten.

"Ich möchte einfach danke sagen. Danke für eure Hilfe, danke für eure Gebete, danke, dass ihr an unserer Seite steht! Durch Gottes Hilfe und wegen euch können wir weiterhin als Christen aktiv sein. Wir danken Gott, dass er uns mit euch beschenkt hat. Möge Gott euch segnen und beschützen und auch euch reichlich beschenken."

Dieses Testimonial wurde von Open Doors verfasst und evangelisch.de zur Verfügung gestellt.