"Nur in wenigen Staaten gibt es wie in Marokko Zeichen der Hoffnung, dass Christen mehr Religionsfreiheit eingeräumt wird. In Marokko engagieren sich Christen gemeinsam mit Juden, Sufis und Bahai öffentlich für die Durchsetzung ihrer Rechte", erklärte der Direktor der Gesellschaft für bedrohte Völker, Ulrich Delius, am Mittwoch in Göttingen.
Die Zahl der Christen im Irak und im Jemen sei bereits dramatisch zurückgegangen, betonte die Menschenrechtsorganisation: "Religionsfreiheit ist ein bedeutendes Menschenrecht und muss von allen Staaten rückhaltlos gewährt werden. Der interreligiöse Dialog ist hilfreich. Er ist jedoch keine Garantie dafür, dass sich Behörden in muslimisch dominierten Staaten nicht dem Druck radikaler Islamisten beugen und Christen in ihrer Religionsausübung behindern."
Lage im Irak besonders besorgniserregend
Besonders besorgniserregend sei die Lage der Christen im Irak. Dort sei in den Gebieten, die unter der Herrschaft der Zentralregierung stehen, die Zahl der Christen nach Einschätzung lokaler Beobachter seit 2015 von 275.000 auf 150.000 Gläubige zurückgegangen. Wie in vielen Staaten des Nahen Ostens litten Christen im Irak auch unter dem weltweiten Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten.
Auch in dem seit Jahren von Kämpfen zerrissenen Jemen seien Christen massiv unter Druck, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker. "Bombardements, Flucht, Bürgerkrieg und das Erstarken islamistischer Ideologien haben dazu geführt, dass sich ihre Zahl von 40.000 Gläubigen im Jahr 2011 auf heute rund 3.000 verringert hat."
"In Pakistan erleben wir leider ebenfalls einen bedrohlichen Exodus von Christen. Sie suchen zu Tausenden Zuflucht im Ausland, um der wachsenden Bedrohung durch Islamisten zu entgehen. Mit großer Sorge beobachten wir, dass die pakistanischen Behörden vor der wachsenden Macht von Islamisten kapitulieren und den Christen den notwendigen Schutz meist verweigern", erklärte Delius.