Der Irak habe 75 Prozent seiner Christen durch Abwanderung nach der US-geführten Militärinvasion im Jahr 2003 verloren, sagte der Prodekan der Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen am Dienstagabend in Bielefeld. In Ägypten habe seit dem Bombenanschlag auf eine Kirche Ende vergangenen Jahres die Bedrohung der Christen bedenkliche Ausmaße angenommen. Dazu zählten Attentate und brennende Kirchen sowie alltägliche Willkür.
Christen fliehen nach Tamckes Worten wegen der Aussichtslosigkeit ihrer Situation aus dem Irak, Syrien oder Eritrea. Angesichts dessen sei es fast ein Wunder, dass immer noch Christen im Iran und in der Türkei ausharrten, sagte der Theologe vor der Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen.
Zum orthodoxen Patriarchat von Antiochia hätten vor dem Bürgerkrieg in Syrien rund eine Million Christen gezählt, erläuterte der Wissenschaftler. Alle Kirchen in dieser Region hätten Mitglieder verloren und müssten damit fertig werden, dass Gläubige aus ihren Reihen wegen ihres Glaubens gestorben seien. Wichtig seien daher Akte christlicher Gemeinsamkeit, betonte Tamcke. Gemeinsames und solidarisches Handeln hiesiger Kirchen mit den orientalischen Christen könne die Spiritualität vertiefen und erneuern, wo "wir unseren Geschwistern offen und partnerschaftlich an die Seite treten".